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15 Milionen Menschen sind betroffen

Sindelfingen: Gemeinsames Gedenken an die Erdbebenopfer

Über 700 Menschen haben auf dem Sindelfinger Marktplatz der Opfer des Erdbebens vom 6. Februar in der Türkei und in Syrien gedacht und Spenden für Betroffene gesammelt.
Von Matthias Staber
Viele hatte türkischen Fahnen zu der Gedenkveranstaltung auf dem Sindelfinger Marktplatz mitgebracht. Bild: Staber

Viele hatte türkischen Fahnen zu der Gedenkveranstaltung auf dem Sindelfinger Marktplatz mitgebracht. Bild: Staber

Sindelfingen. Zu dieser Trauerveranstaltung hatte das „Lokale Aktionsbündnis Erdbebenhilfe“ aufgerufen, einem Zusammenschluss von über 30 türkischen Kulturvereinen aus dem Kreis Böblingen. Unter den Teilnehmern waren die türkische Generalkonsulin Makbule Koçak und Sindelfingens Oberbürgermeister Dr. Bernd Vöhringer.

„Es tut gut zu sehen, dass wir mit unserem Schmerz nicht allein sind“, so Murat Balar vom Trägerverein DITIB der Türisch-Islamischen Gemeinde Sindelfingen angesichts der großen Menschenmenge, die sich am Mittwoch ab 18 Uhr auf dem Sindelfinger Marktplatz versammelt hat: Vor dem Hintergrund der Katastrophe vom 6. Februar sei es wichtig, „Menschlichkeit und Solidarität groß zu schreiben.“ Die Schätzungen über die Teilnehmerzahl durch Veranstalter, Stadt und Polizei gehen von gut 700 bis über 1000.

Von den zwei schweren Erdbeben am 6. Februar sei ein Gebiet betroffen, das einem Drittel der Fläche Deutschlands entspreche, macht die türkische Generalkonsulin Makbule Koçak die Dimension deutlich: Zehn größere Städte und über 15 Millionen Menschen seien betroffen. Angesichts dieses Ausmaßes der Katastrophe sei es wichtig, „alle Unterschiede beiseite zu legen, die Menschheit zu vereinen und den betroffenen Menschen zu helfen.“ Das türkische Generalkonsulat in Stuttgart habe seit dem Erdbeben auf einen Betrieb rund um die Uhr umgestellt, so Makbule Koçak: „Seither sind über 400 Tonnen Hilfsgüter aus Baden-Württemberg in die betroffenen Gebiete geliefert worden.“

„Wir schauen fassungslos die täglichen Nachrichten und Schadensmeldungen“, so Sindelfingens Oberbürgermeister Dr. Bernd Vöhringer: „Es ist schwer, die eigenen Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen. Auch viele Bürger Sindelfingens haben bei der Katastrophe geliebte Menschen und Angehörige verloren, für unsere Stadt ist die Katastrophe deswegen ganz nah.“ Es sei wichtig, „Solidarität mit den Opfern des Erdbebens zu zeigen“, so Bernd Vöhringer: Bei aller Trauer, sei es „ein schönes Zeichen, dass sich so viele Menschen in der Mitte unserer gemeinsamen Stadt versammelt haben“, um ihrer Betroffenheit und ihrem Mitgefühl Ausdruck zu verleihen.

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Die Solidarität der christlichen Gemeinden betonten der evangelische Sindelfinger Pfarrer Jens Junginger und der katholische Böblinger Pastoralreferent Gerhard Rauscher. Angesichts der Katastrophe in der Türkei und in Syrien bleibe „nur Eines“, so Jens Junginger: „Gemeinsam die Lasten tragen.“

Als „syrische Stimme“ sprach bei der Trauerveranstaltung auf dem Sindelfinger Marktplatz Mohammad Zakaria Alsadr, der 2016 aus Aleppo nach Sindelfingen geflohen ist. Die Alevitische Gemeinde repräsentierte Ahmet Demir Dede. Als federführender Veranstalter fungierte der Verein „Karandere – Sindelfingen Freundschafts- und Kulturverein“ unter dem Vorsitz von Cengiz Karakus.

Beim „Lokalen Aktionsbündnis Erdbebenhilfe“ handelt es sich um einen Zusammenschluss von über 30 türkischen Kulturvereinen aus dem Kreis Böblingen. Darunter finden sich auch Organisationen, die von den deutschen Behörden als problematisch eingeschätzt werden: Deswegen die starke Präsenz von Polizei und Ordnungsamt am Mittwochabend auf dem Sindelfinger Marktplatz. Probleme gibt es bei der Trauerveranstaltung jedoch nicht.