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Herrenberg, Leonberg und Calw sind betroffen

Sindelfingen: Hebammen gegen Schließung der Kreissäle

Am Samstag war die AG Zukunft Geburtshilfe Böblingen/Calw mit einem Infostand auf dem Sindelfinger Marktplatz mit dem Motto „Aufbau statt Abbau familienfreundlicher Angebote in der Geburtshilfe“.
Von Peter Maier
Mit einem Kreissaal-Roulette wiesen die Hebammen  und Ärzte auf dem Sindelfinger Marktplatz auf die gpelanten Schließungen der Kreissäle in Herrenberg, Leonberg und Calw hin. Bild: z

Mit einem Kreissaal-Roulette wiesen die Hebammen und Ärzte auf dem Sindelfinger Marktplatz auf die gpelanten Schließungen der Kreissäle in Herrenberg, Leonberg und Calw hin. Bild: z

Sindelfingen. Das Hebammen- und Ärzteteam informierte wie auch Böblinger und Sindelfinger Bürger von Kreißsaalschließungen im Kreis betroffen wären. Mit den angedachten Schließungen der drei Kreißsäle Herrenberg, Leonberg und Calw würden insgesamt 2400 Geburten einen neuen Geburtsort benötigen.

Eine gleichzeitige Verlagerung der Geburtshilfe Herrenbergs und Calws in einen (wieder-) eröffneten Kreißsaal in Nagold würde einen Teil der Geburten abdecken. Offen ist, wieviel Personal und wie viele Gebärende diesen Schritt mitgehen. Zu erwarten sei ein enormer Andrang im dann neu eröffneten Kreißsaal auf dem Flugfeld, Böblingen. Die Vertreterinnen der AG Zukunft der Geburtshilfe Böblingen/Calw weisen darauf hin, dass schon heute Frauen mit Wehen von vielen Kliniken wegen Überlastung regelmäßig abgewiesen werden müssen und dadurch immer wieder regelrechte Kreißsaal-Odysseen entstünden.

Ungewiss sei, ob der Kreißsaal auf dem Flugfeld die enormen Zuwächse stemmen könne und wie zuwendend die Betreuung dann noch geleistet werden kann. Solche Ungewissheit sei ein ungesunder Stressfaktor für die Schwangerschaft mit möglichen langfristigen Folgen und könne sich sogar auf den Kinderwunsch auswirken. Obwohl „ihr Kreißsaal“ ja erhalten bliebe seien die Familien vor Ort davon ganz genauso betroffen wie diejenigen aus den umliegenden Gemeinden. Das sei den Menschen hier allerdings noch nicht klar.

Babyfreundlich zertifiziert sind drei Kliniken: Leonberg, Herrenberg und Calw. Das für die Eltern-Kind-Bindung prägende Zeitfenster direkt nach der Geburt und in den ersten Tagen wird dabei optimal unterstützt. Angeborenen Fähigkeiten von Mutter und Kind fürs Stillen können sich dadurch ideal entwickeln. In dieser prägenden Phase sollen für die Einbindung der Partner genug Räume für das Angebot von Familienzimmern vorhanden sein.

Die Option im Hebammengeleiteten Kreißsaal zu entbinden gibt es zwei mal: in Herrenberg und seit einem Jahr nun auch in Leonberg. Hier werden die Rahmenbedingungen für eine möglichst natürliche Geburt optimiert. Der Kreißsaal Herrenberg ist in Fachkreisen für seine Vorreiterrolle hinsichtlich Förderung der physiologischen, also natürlichen Geburt in ganz Deutschland ein Begriff. Viele Frauen aus Böblingen und Sindelfingen wissen das zu schätzen, und sind froh, diese Wahlmöglichkeiten in erreichbarer Nähe nutzen zu können. Mit der Schließung dieser drei Kreißsäle beziehungsweise Verlagerung nach Nagold wären die Angebote Hebammengeleiteter Kreißsaal und babyfreundlich für Familien im Raum Sindelfingen/Böblingen faktisch nicht mehr gegeben.