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Wie soll sich die Stadt entwickeln?

Sindelfingens große Chancen: Das Krankenhaus-Areal

SZ/BZ-Serie bis Mitte Juli über Stadtentwicklung und neue Quartiere (1)
Von Jürgen Haar

Sindelfingen. Acht Hektar mitten im Wald – das Krankenhaus-Areal über den Dächern von Sindelfingen ist ein Filetstück. Das derzeit vom Klinikverbund Südwest genutzte Gelände mit Klinik, medizischen Einrichtungen und Schwesternwohnheim wird sich nach 2025 komplett verändern. Das Krankenhaus zieht aufs Flugfeld und Sindelfingen plant für die Zeit danach ein neues Stadtquartier. Was kann daraus werden?

Die SZ/BZ hat sich auf den Weg gemacht und zukunftsweisende Stadtquartiere wie das Münchner Werksviertel oder den Bildungscampus in Heilbronn besucht. Und mit Wissenschaftlern über Leben, Wohnen und Arbeiten der Zukunft sowie über nachhaltiges Bauen gesprochen. Ein weiteres Thema der SZ/BZ-Artikelreihe sind die Erwartungen der Wirtschaft und welche Hoffnungen bereits ansässige Unternehmen wie Mercedes-Benz in die Entwicklung des neuen Quartier setzen.

Das Fundament für ein neues Quartier „Auf der Steige“ ist gelegt. Seit 2018 wird auf verschiedenen Ebenen an der künftigen Entwicklung gearbeitet. Nach einer Machbarkeitsstudie, verschiedenen Informationsveranstaltungen und Ausstellungen von studentischen Entwürfen und der Aufnahme des Projekts in das Netzwerk für die internationale Baustellung 2027 (IBA) in Stuttgart soll der Sindelfinger Gemeinderat am 18. Juli grünes Licht für einen sogenannten städtebaulichen Realisierungswettbewerb geben.

Aufgabe des Wettbewerbs ist es, so das Planungsamt der Stadt Sindelfingen, „eine integrierte städtebaulich-freiraumplanerische Gesamtkonzeption für das Areal zu entwerfen. Durch die Entwicklung des Krankenhaus-Areals soll ein gemischtes, urbanes Quartier entstehen, das Wohn-, Gewerbe- und kulturelle Nutzungen sowie qualitätsvolle Freiräume auf dem Areal vereint.“

Ehningen

plant einen großen Wurf

Vor den Toren Sindelfingen ist gerade zu sehen, wie die kleine Gemeinde Ehningen zum großen Wurf ansetzt. Die künftige Nutzung des bisherigen IBM-Areals wird begleitet vom Fraunhofer-Institut in Stuttgart-Vaihingen und getragen von einem international tätigen Investor (Ocean Group). Mit im Boot ist neben der Gemeinde Ehningen auch das Land Baden-Württemberg, das maßgeblich zur Ansiedlung eines Quantencomputers bei IBM beigetragen hat.

Vom Möbelhaus zum Bildungscampus

Wie die Konversion einer Brachfläche die Entwicklung einer Stadt positiv und nachhaltig beeinflussen kann, sieht man in Heilbronn. Die 130 000-Einwohner-Kommune im Unterland galt lange Zeit als graue Maus, jetzt ist man sogar Universitätsstadt. Die Stiftung des Unternehmers Dieter Schwarz (Lidl, Kaufland) legte im Februar 2010 mit dem Spatenstich für den ersten Bauabschnitt den Grundstein für den Bildungscampus Heilbronn. Auf dem Gelände eines ehemaligen Möbelhauses sind inzwischen neben der Dualen Hochschule Baden-Württemberg weitere Bildungseinrichtungen sowie eine Außenstelle der Technischen Universität München angesiedelt.

2024 geht es auf dem Areal noch weiter. Dann wird auf sieben Ebenen ein Gründerzentrum mit Raum für Büros, Co-Working, Gastronomie und Events eröffnet.

Technologie und Kreativität

Ein außergewöhnliches Quartier ist das Werksviertel am Münchner Ostbahnhof. Hier war früher einmal die Firma Knorr, jetzt gibt es hier ein Areal mit „höchsten Klimaschutzzielen“, Büros, ein Riesenrad, ein Hotel, sogar eine Dachfläche, wo Schafe grasen.

Die neue Welt der Arbeit mit Technologie und Kreativität findet auch bei großen Unternehmen längst nicht mehr nur zwischen Fabrik und Werkszaun statt. Mercedes-Benz zum Beispiel hat Design-Studios an der Coté d' Azur, in Kalifornien oder in China etabliert und arbeitet mit jungen Unternehmen zusammen, die sich in der Nähe von Entwicklungszentren und Laboren ansiedeln.

Der Autobauer beobachtet deshalb auch mit Interesse die Entwicklung des Krankenhaus-Areals und welche Möglichkeiten und Zukunftschancen sich daraus ergeben.

Podiumsdiskussion am Mittwoch im Stern-Center

Mit dem Umzug der Kliniken Sindelfingen auf das Flugfeld entsteht die Chance zur Entwicklung eines neuen Stadtquartiers. Nachdem eine Machbarkeitsstudie erstellt wurde und erste Beteiligungen stattgefunden haben, wird nun ein städtebaulicher Realisierungswettbewerb durchgeführt. Am Mittwoch, 14. Juni, 18 bis 20 Uhr, lädt die Stadt Sindelfingen zu einem Podiumsgespräch und zur Diskussion ins Stern-Center Sindelfingen (Ladenfläche im EG) ein. Nach einer Einführung durch Bürgermeisterin Dr. Corinna Clemens spricht zunächst Michael Paak, Leiter des Amts für Stadtentwicklung und Geoinformation.

Daran anschließend werden sich auf dem Podium Dr. Corinna Clemens, Michael Paak, Andreas Hofer, Intendant der IBA 2027 Stuttgart und Dr. Markus Weise, Fachbereichsleiter Verkehrswesen und Immissionsschutz bei Fichtner Water & Transportation GmbH, verschiedener Fragestellungen, insbesondere zum städtebaulichen Wettbewerbsverfahren, annehmen.

Im Anschluss an den Vortrag und das Podiumsgespräch haben die Teilnehmer die Möglichkeit, in einer offenen Gesprächsrunde Fragen zu stellen, Anregungen einzubringen und mit den Expertinnen und Experten zu diskutieren. Ins Wettbewerbspreisgericht werden nach Bewerbung zwei Vertreterinnen und Vertreter aus der Bürgerschaft als Sachverständige bzw. Beraterinnen und Berater (ohne Stimmrecht) per Los eingeladen. Interessierte können sich im Vorfeld unter der Mail-Adresse iba27@sindelfingen.de melden. Die Auslosung wird im Rahmen der Veranstaltung am 14. Juni stattfinden.