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SZ/BZ-Verleger Dr. Wolfgang Röhm* kritisiert das Baudezernat.

Sindelfinger Innenstadt: Zu viele vergeudete Jahre

Seit Jahrzehnten und mindestens drei im Sande versickerten Bürgerbeteiligungen hat die Stadt Sindelfingen keine wahrnehmbare infrastrukturelle Weiterentwicklung in der Innenstadt geschaffen. Das steht im krassen Gegensatz zum Wunsch der Menschen in Sindelfingen. Denn die Sindelfingerinnen und Sindelfinger wollen eine lebens- und liebenswerte Innenstadt. Sie wollen eine Stadtmitte, die Identität gibt und auf die sie stolz sein können. Sie wollen einen Ort, wo sie sich gerne aufhalten, wo sie Menschen treffen – einen „Marktplatz der Gesellschaft.“

(Siehe auch das Interview „Baubeginn 2025 für das Post-Voba-Areal ist realistisch“ mit OB Vöhringer und Baubürgermeisterin Clemens.)

Das weiß jeder, der aktiv Gespräche in der Bürgerschaft führt. Das bestätigen die Bürgerbarometer der SZ/BZ seit vielen Jahren, zeigen unzählige Leserbriefe, und erst kürzlich eine aktuelle Umfrage dieser Zeitung auf dem Sindelfinger Marktplatz.

Auch die finanziellen Mittel für eine tatkräftige Innenstadtentwicklung sind vorhanden. Doch das Baudezernat glänzt beim Thema Innenstadt seit mindestens zwei Baubürgermeister/innen durch ein unerträgliches Maß an Ergebnislosigkeit.

Beispiel 1: Aktuell läuft – zum wiederholten Mal – die Entwicklung eines Innenstadtkonzepts. Der Prozess zieht sich seit über drei Jahren. Ergebnisse: Fehlanzeige.

Beispiel 2: Die infrastrukturelle Neuentwicklung der Planie kommt nicht voran, obwohl wesentliche Grundstücke seit fast 10 Jahren der Stadt gehören und weitere Immobilieneigentümer dort ihre Investitionsbereitschaft deutlich gemacht haben. Die Planie könnte schon längst ein wichtiges Eingangstor vom Marktplatz zur Fachwerk-Altstadt bilden. Stattdessen – Stagnation und Ignoranz gegenüber potenziellen Investoren. Es fehlt eine Kultur des Wollens an der Spitze des Baudezernats.

Beispiel 3: Seit Jahren gehören das ehemalige Volksbank Areal und das Postgelände der Stadt. Der Auszug der Post steht seit langer Zeit für Mitte 2023 fest. Dann ist das letzte Gebäude frei für die Entwicklung. Warum also ist der Baubeginn nicht längst für Sommer 2023 vorbereitet, sondern frühestens für 2025?

Die Liste ist beliebig erweiterbar und führt letztlich zu zwei Kernfragen: Sind der Baubürgermeisterin andere Aufgaben permanent wichtiger, als die zwar mühsame, aber für Sindelfingen so wichtige Innenstadtentwicklung? Ist die Organisation und Zuordnung des Baudezernats insgesamt noch zeitgemäß und aufgabengerecht?

Sowohl der Gemeinderat als auch der Oberbürgermeister sollten sich schnellstens mit diesen Fragen befassen. Ein spürbares Zeichen des Aufbruchs für die Sindelfinger Innenstadt ist notwendig. Es wurden zu viele Jahre vergeudet.

*Dr. Wolfgang Röhm ist Verleger der Sindelfinger Zeitung / Böblinger Zeitung und langjähriger, stellvertretender Vorsitzender des Vereins City-Marketing Sindelfingen.

redaktion@szbz.de