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Eröffnung am 28. August

„Spielen jetzt nicht nur gegen ein chinesisches Team, sondern gegen zwei chinesische Doppel“

Die Änderungen im Tischtennis bei den Paralympics in Paris gefallen Bundestrainer Volker Ziegler aus Lehenweiler überhaupt nicht.
Von Thomas Holzapfel

Paralympics 2024. Kaum ist Tom Cruise mit Motorrad und Olympischer Fahne aus dem Stade de France entwichen und kaum ist die Olympische Flagge in Paris erloschen, geht der Blick auf die Paralympischen Spiele, die vom 28. August bis 8. September in der französischen Hauptstadt zur Austragung kommen. Für Volker Ziegler aus Lehenweiler sind es in seiner Funktion als Bundestrainer der Para-Tischtennisspieler die bereits vierten Olympischen Spiele. Vor der Abreise stand der 58-Jährige, der sich mit dem Nationalteam auf einem abschließenden Lehrgang in Düsseldorf befindet, für ein Interview zur Verfügung.

Hatten Sie in der heißen Vorbereitungszeit mit dem Para-Tischtennisteam Gelegenheit, die Olympischen Spiele zu verfolgen?

Volker Ziegler: „Ja, wir hatten alle im Team einen sehr positiven Eindruck von den Spielen. Es müssen sehr schöne, offene und stimmungsvolle Spiele gewesen sein, was uns auch das Olympiateam des Deutschen Tischtennisbundes bestätigte. Mit den erhaltenen Informationen über die Bedingungen vor Ort können wir uns sehr gut auf die Paralympischen Spiele vorbereiten.“

In Ihrer Rolle als langjähriger Trainer des Bundesliga-Frauenteams interessiert uns natürlich, wie Sie das Abschneiden der 18-jährigen Annett Kaufmann bewerten.

Volker Ziegler: „Natürlich haben wir Annetts Auftritte in Paris interessiert verfolgt. In meinem Team sind ja mit Momcilo Bojic ihr Jugendtrainer und mit Michael Fuchs ihr Vereinstrainer des kommenden Bundesliga-Clubs aus Kolbermoor. Enorm wichtig wird sein, dass Annett jetzt nicht – wie an mancher Stelle schon erwähnt – zum neuen Timo Boll hochstilisiert wird, sondern dass sie in Ruhe die nächsten Entwicklungsschritte angehen kann. Und wenn man ihr auch verzeiht, wenn sie mal nicht immer auf Weltklasseniveau spielt, was in diesem Alter nichts Außergewöhnliches ist. Das gehört für eine junge Spielerin eben auch zur Entwicklung dazu.“

Gehen Sie nach den Spielen von Tokio, die ja in Coronazeiten hauptsächlich in der „Bubble“ stattfanden, nunmehr entspannter in Ihre vierten Spiele?

Volker Ziegler: „Im Vergleich zu den Wettkämpfen in Japan, die natürlich schon auf gewisse Art besonders waren, wird es nicht stressfreier. Die Herausforderung wird nun sein, die vielen Eindrücke, die sich durch Zuschauer und Familienangehörige vor Ort ergeben, zu filtern.“

Wie lief die Vorbereitung?

Volker Ziegler: „Grundsätzlich lief diese entsprechend unseren Erwartungen, wobei mir und dem Trainerteam bewusst ist, dass es nie eine ideale Vorbereitung gibt, genauso wenig, wie es ideale Bedingungen vor Ort gibt. Unsere Aufgabe wird es sein, aus den Gegebenheiten das Bestmögliche zu machen. Nachdem wir uns jetzt final mit zwei siebentägigen Lehrgängen in Düsseldorf vorbereitet haben, werden wir bis zu unserer Abreise am 23. August etwas die Intensität herausnehmen, um auch entsprechend den Kopf frei zu bekommen. Wir müssen uns von der Belastung der Trainingslager erholen und wieder hungrig auf Tischtennis nach Paris anreisen.“

Wie groß ist das Para-Tischtennisteam?

Volker Ziegler: „Nach acht Teilnehmern in Tokio sind wir jetzt neun qualifizierte Athletinnen und Athleten, zudem werden sieben Personen im Betreuerstab dabei sein. Momcilo Bojic ist dabei, zudem Hannes Doesseler als Bundesstützpunktleiter, Ela Madejska als Nachwuchsbundestrainerin. Wir vier werden die Betreuung der Spieler vornehmen, dabei haben wir, wenn der Zeitplan passt, unsere festen Zuordnungen.“

Zuletzt gab es einmal Gold, zweimal Silber und zweimal Bronze. Wie sieht die Erwartungshaltung diesmal aus?

Volker Ziegler: „Weder dazu noch zu Medaillenaussichten oder anderen Favoriten möchte ich ein Statement abgeben. Was auch daran liegt, dass die Auslosung noch nicht erfolgte, die bei einem zu absolvierenden KO-System entscheidend für eine Prognose ist.“

Hat sich an den Wettbewerben etwas geändert?

Volker Ziegler: „In Tokio spielten wir Einzel und Mannschaft, jetzt Einzel, Doppel und Mixed. Das ist für uns sicherlich kein Vorteil, denn nun haben wir nicht gegen eine chinesische Mannschaft, sondern gegen zwei chinesische Doppel anzutreten. Auch die Einteilung der unterschiedlichen Wettkampfklassen ist nicht unbedingt zu unseren Gunsten ausgefallen. Wir werden dennoch versuchen, unsere Chancen zu suchen und zu nutzen.“