

Maichingen. Nur rund 900 Einwohner zählte Maichingen im Jahr 1820. Und doch gab es hier gleich fünf Wirtschaften: den Adler, die Krone, den Hirsch, die Sonne und den Löwen. „Zu viel für den Ort, zwei hätten genügt“, schreibt der Historiker Fritz Heimberger in seinem 1981 erschienenen Buch „Maichingen – Unsere Heimat im Wandel der Jahrhunderte“. Während sich die Standorte der ersten vier Gasthäuser nachvollziehen lassen, gibt der „Löwe“ bis heute Rätsel auf. Nach dieser Wirtschaft sucht der 94-jährige Karlheinz Arnau.
Der pensionierte Bauingenieur und Heimatforscher lebt seit 59 Jahren in Maichingen und beschäftigt sich seit über zwei Jahrzehnten intensiv mit der Geschichte seines Wohnorts. Für seine Arbeiten wurde er unter anderem mit der Ehrennadel des Arbeitskreises Heimatpflege ausgezeichnet.
Nun stieß er bei seinen Erkundungen von Alt-Maichingen auf ein scheinbar unlösbares Problem: Er sucht die fünfte Wirtschaft „Zum Löwen“, die es um 1820 in Maichingen gab. Sicher ist, dass es sie gegeben hat, doch die Frage ist: Wo stand der Löwe? „Daran bin ich jetzt festgefahren“, sagt Arnau.
Es war vermutlich ein größeres Gebäude, größer als die anderen Gebäude im damaligen Maichingen. Doch in seiner Bauart glich es wohl den anderen: Im Giebel – der dreieckigen Wandfläche am oberen Ende eines Hauses, das zwischen zwei Dachflächen liegt – hatte es wahrscheinlich frei vorstehende Balkenköpfe. Man darf es sich nicht vorstellen wie die heutigen Gaststätten. Eine Gaststube war damals einfach die gute Stube eines Wirtes, eine Art größeres Wohnzimmer. In einem Gasthaus war die gute Stube größer und hatte eventuell mehr Fenster als nur zwei: vielleicht sogar vier an einer Ecke des Gebäudes.
Da Maichingen damals noch sehr klein war, müsste der Löwe eines der Häuser sein, die auf dem Ortsplan von 1830/1831 eingezeichnet sind. Es müsste folglich an der Brunnenstraße, Pfaffengasse oder an der Sindelfinger Straße stehen beziehungsweise gestanden haben. „Wahrscheinlich ist es schon längst abgerissen und durch einen Neubau ersetzt“, vermutet der Experte für Ortsgeschichte. Er schätzt, dass es spätestens um 1800 erbaut worden sein müsste.
Bei seinen Nachforschungen arbeitet der gebürtige Westfale mit Geduld und Gespür, weiß, wo er suchen und wen er fragen muss. „Ich frage meine Freunde, die alten Maichinger, wenn ich nicht weiter weiß.“ Doch keiner konnte eine Antwort liefern, selbst nicht der „profundeste Kenner bei Fragen zu Alt-Maichingen“, Ortschaftsrat Walter Arnold. Auch beim Nachfahren des damaligen Wirts Friedrich Schuler verlief die Spurensuche im Sand.
Darum hofft Arnau nun auf Unterstützung aus der Bevölkerung: Wer von den alten Maichingern weiß, in welcher Straße und in welchem Haus die Wirtschaft „Zum Löwen“ einst war? Jüngere könnten ihre Eltern oder Großeltern fragen, ob sie etwas darüber wissen.
Wer Hinweise hat, kann sich an redaktion@szbz.de wenden. Wünschenswert wäre bis Ende Oktober. Für die Hilfe beim Suchen möchte Karlheinz Arnau sich bedanken und verlost unter denjenigen, die sich melden und die Lösung nennen, eine nachträgliche Kopie seiner „Kleinen Bilderschau“: Eine Sammlung aus über 250 historischen und neueren Maichinger Fotos, die er 2007 zusammengestellt hat.