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Nachfolger des Baby-Benz

Vor 30 Jahren: Die Baureihe 202 ist die erste Mercedes-Benz C-Klasse

Im Mai 1993 wird der Nachfolger des Baby-Benz vorgestellt. Classic, Elegance, Esprit und Sport – vier Ausstattungslinien zielen auf ein breites Publikum.
Von Konrad Schneider
Mercedes-Benz C 280 (W 202), Baujahr 1996. Fahrzeug in der Ausstattungsline Sport mit Lackierung in designo grün metallic und Ton in Ton passendem Interieur. Fahraufnahme von links vorn aus dem Jahr 2023.

Mercedes-Benz C 280 (W 202), Baujahr 1996. Fahrzeug in der Ausstattungsline Sport mit Lackierung in designo grün metallic und Ton in Ton passendem Interieur. Fahraufnahme von links vorn aus dem Jahr 2023.

Stuttgart. Kompakt, sicher und begehrt – die Mercedes-Benz C-Klasse der Baureihe 202 ist ein Erfolgsmodell: Von 1993 bis 2001 laufen von Limousine und T-Modell nahezu 1,9 Millionen Fahrzeuge vom Band. Mit allen Eigenschaften konsolidiert die erste C-Klasse den Erfolg des markanten Vorgängers Mercedes-Benz 190 (W 201), verbreitet „Baby-Benz“ genannt. Neue Diesel- und Ottomotoren mit Vierventiltechnik haben mehr Leistung bei reduziertem Verbrauch und optimiertem Abgasverhalten.

Neue Nomenklatur eingeführt

Eine besonders sportliche Version ist der C 36 AMG mit 206 kW (280 PS), zugleich das erste Kooperationsprojekt mit AMG. Mercedes-Benz führt mit der Baureihe 202 sukzessive auch eine neue Nomenklatur ein: Entsprechend der bereits seit 1972 so bezeichneten S-Klasse benennt nun generell ein Buchstabe die Klasse – so entsteht der Name „C-Klasse“. Neu ist die Logik der Typbezeichnung. Der jeweilige Buchstabe steht nun vor der auf den Hubraum verweisenden Ziffernkombination. Im Sommer 1993 überträgt Mercedes-Benz das Prinzip auf die weiteren Personenwagen der Marke.

Zeitlos und elegant präsentiert sich das Design der Baureihe 202: „Das Design der ersten C-Klasse sollte ein breites Publikum ansprechen mit einer geschmeidigen, ästhetischen und zeitlosen Form“, erläutert Prof. Peter Pfeiffer, Chefdesigner von 1999 bis 2008, die damaligen Maßgaben: „Als selbstverständliches Bindeglied fügt sie sich in die Designsprache der Marke ein. Der Erfolg hat gezeigt, dass diese von Beginn an geplante Konsolidierung der richtige Weg war. Die Baureihe 202 wurde zum Selbstläufer.“

Deutlich mehr Platz im Innenraum

Gegenüber dem Vorgänger bietet die C-Klasse deutlich mehr Platz im Innenraum: „Wir haben darauf reagiert, dass die mitteleuropäische Bevölkerung Jahr für Jahr wächst“, erklärt Prof. Hermann Gaus im Rückblick, damals Leiter der Gesamtfahrzeugentwicklung. Mehr Innenraum bei kaum größeren Außenmaßen lässt sich zum einen durch die Anordnung der Komponenten wie Motor, Achsen und Getriebe erzielen. Zum anderen bringt in der C-Klasse das Verlegen des Tanks erhebliche Vorteile.

Im 190 ist er noch hinter der Rücksitzbank montiert. In der neuen Kompaktlimousine kommt erstmals ein Kunststofftank zum Einsatz. Der ist leicht, lässt sich frei formen und befindet sich unter der Rücksitzbank und vor der Hinterachse. Daher kann in der C-Klasse die Rücksitzbank für ein vergrößertes Raumangebot etwas nach hinten versetzt werden. Auch das Kofferraumvolumen wächst im Vergleich zum W 201. Bei einem Längenwachstum von rund 40 Millimetern gegenüber dem Vorgänger ist die neue Baureihe nach wie vor eine kompakte Limousine.

Sicherheit und Ressourcenschonung

Neben der verbesserten Sicherheit bei Frontal- und Heck-Crashs messen die Ingenieure dem Seitenaufprallschutz eine hohe Priorität zu. Das Maßnahmenbündel ist umfangreich. Dazu gehört eine einteilige Seitenwand. Sie bietet eine sehr hohe Festigkeit. Zusätzlich verstärkt eine Rohrkonstruktion die Türen. Die dreischalig aufgebaute B-Säule verfügt über einen breiten, stabilen Fuß am Übergang zum Seitenschweller. Massive Querträger unter den Vordersitzen übertragen Kräfte auf den Mitteltunnel und die einem Crash abgewandte Fahrzeugseite.

Schottwände in den Seitenschwellern verhindern deren Einknicken und Einbeulen. Auch die Sitze sind so steif ausgelegt, dass sie Kräfte übertragen können, ohne zu kollabieren. Außerdem haben die Entwickler während der Konstruktion der Baureihe 202 die Ressourcenschonung im Blick. Das Ziel: 85 Prozent des Altfahrzeugs sind stofflich wiederverwertbar.

Bei ihrer Markteinführung wird die C-Klasse mit vier Ottomotor- und drei Dieselmodellen angeboten. Der C 180 leistet 90 kW (122 PS). Der C 200 ist 100 kW (136 PS) stark. Der C 220 hält 110 kW (150 PS) bereit. Der C 280 schöpft aus seinem Reihensechszylinder 142 kW (193 PS). Bei den Selbstzündern ist der C 200 Diesel mit 55 kW (75 PS) das Einstiegsmodell, gefolgt von C 220 Diesel mit 70 kW (95 PS) und C 250 Diesel mit 83 kW (113 PS).

Zahlreiche Innovationen

Die neuen Ottomotoren haben mehr Drehmoment und eine höhere Nennleistung als im W 201, die Abgasqualität ist deutlich verbessert. Den Ingenieuren gelingt dies durch Innovationen wie Vierventiltechnik, Nockenwellenverstellung bei den größeren Motoren, einer weiterentwickelten Motorsteuerung sowie einer reduzierten Reibleistung im Ventiltrieb. Bei den Dieselmotoren führt Mercedes-Benz als weltweit erster Hersteller die Vierventiltechnik ein. In Verbindung mit weiteren technischen Optimierungen wie neuen elektronischen Einspritzsystemen resultiert der Fortschritt auch hier in höherer Nennleistung und höherem Drehmoment. Die serienmäßige Abgasrückführung und ein Dieselkatalysator senken die Rußpartikelemission erheblich.