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Das Stadtgespräch

Sindelfingen: „Wir wollen im Weltladen Sindelfingen Hilfe zur Selbsthilfeschaffen“

TV-Tipp: Seit 40 Jahren gibt es in Sindelfingen diesen Laden. Was dahinter steckt und wie er betrieben wird, weiß Christine Arndt.
Von Hans-Jörg Zürn
Bildungsarbeit ist Christine Arndt (rechts) als Vorsitzende des Weltladen Sindelfingen am Corbeil-Essonnes-Platz ebenso wichtig wie gute Umsätze, damit Erzeuger vor Ort für ihre Arbeit fair bezahlt werden. Im Stadtgespräch Böblingen mit Hans-Jörg Zürn (Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung) spricht sie über diese Ziele.

Bildungsarbeit ist Christine Arndt (rechts) als Vorsitzende des Weltladen Sindelfingen am Corbeil-Essonnes-Platz ebenso wichtig wie gute Umsätze, damit Erzeuger vor Ort für ihre Arbeit fair bezahlt werden. Im Stadtgespräch Böblingen mit Hans-Jörg Zürn (Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung) spricht sie über diese Ziele.

Bild: Regio TV

Fairer Handel liegt Christine Arndt besonders am Herzen. Sie leitet den Verein, der den Weltladen in Sindelfingen betreibt. Der besteht seit 40 Jahren. Im Stadtgespräch Böblingen spricht sie bei Regio TV über die drei Säulen ihrer Arbeit: politische Einflussnahme, Bildung und den Handel im Laden selbst.

Was ist der Weltladen Sindelfingen?

Christine Arndt: „Er gehört zu den rund 900 Weltläden in Deutschland und im Landkreis Böblingen zur Gemeinschaft Forum Weltläden. Er wird in Sindelfingen seit 40 Jahren von einem Verein im Ehrenamt geführt. Dabei haben wir drei. Den Verkauf fairer Produkte, der seit vielen Jahren im Vordergrund steht. Dazu wollen wir auch Bildung und politische Einflussnahme leisten. Wir sind alle Menschen dieser Erde und unser Anliegen ist es, den Horizont über unsere Stadt hinaus deutlich zu erweitern. Es kann uns nicht gleichgültig sein, wenn Menschen sterben und Kinder verhungern. Aktuell haben wir eine Kampagne gestartet und sammeln Unterschriften dafür, dass die neue Bundesregierung nicht am Lieferketten-Sorgfaltspflichtengesetz rüttelt oder es aushöhlt.“

Bildung liegt Ihnen besonders am Herzen, warum?

Christine Arndt: „Für mich ist Bildung der Anfang jeder Veränderung. Ich komme beruflich aus diesem Bereich, war Erzieherin in der Grundschulkind-Betreuung und habe später in der Familienphase die evangelische Landeskirche zu diesen Themen beraten. Das gab den Anstoß für mein Engagement im Verein Weltladen Sindelfingen. Ich wollte dort nie Vorsitzende werden, habe mich dann aber doch bereit erklärt, als diese Aufgabe zu besetzen war.“

Was verstehen Sie unter fairem Handel?

Christine Arndt: „Wir müssen uns hier die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele anschauen. Bei ganz vielen Dingen geht es um Wirtschaft, Anbau, gerechter Lohn, Kinderarbeit, ökologische Landwirtschaft oder sauberes Wasser. Da gibt es sehr viel Ungleichheit. Hier kann der faire Handel Zeichen setzen. Manche große Einkaufsketten beziehen Waren bereits von Unternehmen des fairen Handels. Mit jedem Produkt, das wir verkaufen, geht es einer Familie besser. Deshalb wäre es wünschenswert, wenn wir diese Produkte in den großen Märkten überall finden würden. Dann bestünde kein Bedarf mehr an Läden wie unserem.“

Den Weltläden eilt oft der Ruf voraus, die Produkte seien recht teuer. Sehen Sie das auch so?

Christine Arndt: „Kunsthandwerk finde ich nicht teuer. Bei Kaffee und Schokolade stimmt es zum Teil, aber jeder Cent mehr ist eben auch ein Stück mehr Gerechtigkeit. Unser Gewinn geht an Projekte wie Mikrokredite für Frauen und wir unterstützen Textilarbeiterinnen in der Gewerkschaftsarbeit. Unser Ziel ist es, dass die Produzenten im globalen Süden nicht auf Spenden angewiesen sind. Das wäre deutlich würdevoller. Mit unserem Überschuss wollen wir Hilfe zur Selbsthilfe schaffen.“

Das ganze Stadtgespräch Böblingen mit Christine Arndt ist heute Abend ab 18 Uhr bei Regio TV zu sehen und in Kürze auch auf szbz.de im Netz.