

Schönaich. Seit 2019 betreibt Yvonne Morgenthaler einen Secondhand-Laden. Immer mit der Intention mehr für die Umwelt, die Nachhaltigkeit und die Gemeinschaft zu tun. Der Start war alles andere als leicht, denn kaum gestartet, kam Corona und stellte alles auf den Kopf. Seitdem kämpft sie dafür, diesen Laden am Leben zu halten. Noch nicht von den Folgen der Coronakrise erholt, kam für Yvonne Morgenthaler ein persönlicher Schicksalsschlag dazu: Vor zwei Jahren erhielt sie die Diagnose Brustkrebs, Amputation, ein langer Kampf, den sie immer während ihrer Arbeit führte. „Damals hatte ich schon keine Zeit für mich und um mich zu erholen und vor wenigen Wochen kam jetzt erneut die Diagnose Krebs.“
Die damalige Hormontherapie hat nicht ganz gegriffen und der Krebs hat sich unheilbar in ihren Knochen festgesetzt. „Die Diagnose, was meine Lebenserwartung betrifft, reicht von wenigen Monaten bis hin zu 30 Jahren“, sagt sie und berichtet von der aktuellen Immun- und Hormontherapie. Dazu kommt noch, dass die Ärzte sie künstlich in die Menopause versetzt haben, weil der Krebs gerade Östrogene zum Wachsen benötigt. „Von heute auf morgen in den Wechseljahren, das ist zusätzlich hart“, sagt die 46-Jährige, die mal bessere und mal schlechtere Tage hat. „Ich brauche allein eine Stunde jeden Tag für meine Therapien, Zeit, die ich mir nehmen will und muss.“ Die Personalkosten und steigenden Fixausgaben für ihren Laden konnte sie nur durch den Einsatz ihres gesamten Erbes,– das Elternhaus ihres Vaters – stemmen. Jetzt sind die Gelder aufgebraucht und sie muss, ob sie will oder nicht, trotz Krankheit im Laden stehen. Nur so lassen sich die laufenden Kosten drücken.
„Dabei geht es mir nicht nur um den Laden an sich. Seit nun fünf Jahren rette ich mit meiner Arbeit täglich Kleidung und schenke ihr ein zweites Leben. Damit leiste ich einen kleinen Beitrag dazu, die Welt nachhaltiger und gerechter zu machen. Für diesen Traum habe ich alles eingesetzt – und alles hineingegeben, was ich hatte. Ich bin also nicht einfach nur eine Unternehmerin, die nun mit Krebs kämpft, sondern jemand, der schon lange mit Herzblut für Umwelt, Nachhaltigkeit und Gemeinschaft steht,“ sagt sie.
Ihr Secondhandladen mit rund 300 Quadratmetern bietet neben Bekleidung, Schuhen, Handtaschen, Abendmode, Brautmoden und Accessoires auch die Möglichkeit, sich auf einen Kaffee, zum Kuchen oder zum Frühstück zu treffen. Das Konzept Genuss und Secondhand zu verbinden, das ist die Leidenschaft von Yvonne Morgenthaler, die früher den Irish Pub in Böblingen führte.
Um den Laden zu behalten, will sie jetzt das Konzept verändern und sprüht dabei vor Ideen: Angefangen von einer Partnerschaft für beide Bereiche bis hin zu jemandem, der den Gastronomiebereich übernimmt, ist alles möglich. „Ich bin ganz offen, die Chemie und das Konzept müssen stimmen,“ sagt sie. „Denkbar wäre auch die Räumlichkeiten teilweise anders zu nutzen und beispielsweise in den kleinen Raum, in dem jetzt die Abendmode zu finden ist, einen Friseur oder eine Kosmetikerin mit aufzunehmen.“ Auch kleinere Kooperationen wären denkbar, wie die Miete eines Fachs, um Kreatives anzubieten. „Eine solche Fachmiete würde auch zur Miete allgemein etwas beitragen und gleichzeitig auch wieder neue Kunden in den Laden bringen,“ sagt sie. All dies benötigt Zeit. „Es kommt nicht heute einer zur Tür rein, wird Partner und fängt am nächsten Tag an“, sagt Yvonne Morgenthaler.
Um sich Zeit für diesen Prozess zu nehmen, hat sie eine Spendenaktion auf der Plattform „GoFundMe“ ins Leben gerufen. „Der Anstoß zur Idee stammt von einer Freundin, aber die Aktion aufgesetzt habe ich schlussendlich selbst“, sagt sie. „Aufgeben ist für mich keine Option. Ich will innerhalb der Gesellschaft etwas mit meiner Arbeit beitragen und ihr nicht auf der Tasche liegen.“ Das Geld soll ihr für vier Monate Luft schaffen, damit sie in Ruhe nach möglichen Partnern und Kooperationen suchen kann. „Wichtig ist auch, dass ich mehr nach mir sehen kann. Zeit für mich und die Behandlungen haben. Ein Arbeitnehmer würde in so einem Fall einfach krankgeschrieben werden und das für mehrere Monate, das geht als Selbstständige einfach nicht“, sagt sie. Mit der Spendenaktion auf der Plattform „GoFundMe“ wurden bereits über 12 700 Euro für Yvonne Morgenthaler gespendet. Ziel sind 25 000 Euro.
Spendenaktion: Auf der Plattform „GoFundMe“ sammelt Yvonne Morgenthaler Spenden, mit denen sie den Laden am Laufen halten kann, während sie sich auf ihre Heilung konzentriert. Gespendet werden kann unter folgendem Link: www.gofundme.com/f/mein-laden-mein-laden-und-mein-kampf-gegen-den-krebs