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Aktion im Sindelfinger Freibad

Zwei an einem Tag: David macht erst das „Seepferdchen“, dann den Freischwimmer

Beim Schwimmabzeichentag der DLRG-Ortsgruppe im Sindelfinger Freibad legen 21 Kinder und Jugendliche erfolgreich Prüfungen ab.

Von Esther Elbers
Sabine Spindler von der DLRG erklärt David die Voraussetzungen für das Bronzene Schwimmabzeichen.

Sabine Spindler von der DLRG erklärt David die Voraussetzungen für das Bronzene Schwimmabzeichen.

Bild: Elbers

Sindelfingen. David steht mit konzentriertem Blick am Rand des Südbeckens im Sindelfinger Freibad und schaut über die Wasseroberfläche: „Erstmal das Seepferdchen“, sagt der Neunjährige und lässt sich ins kühle Nass gleiten. Die 25 Meter, die er für das Frühschwimmer-Abzeichen bewältigen muss, schafft er problemlos. Auch der Sprung vom Beckenrand und das Heraufholen eines Tauchrings aus schultertiefem Wasser sind für den Drittklässler ein Klacks. Die Baderegeln kennt David ebenfalls. Das „Seepferdchen“ hat er damit in der Tasche – oder später möglicherweise an der Badehose oder auf dem Handtuch. Je nachdem, wo Davids Mutter Sandra Waldenmeier das Abzeichen aufnäht.
Es ist Schwimmabzeichentag der Sindelfinger Ortsgruppe der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Schwimmanfänger können das „Seepferdchen“ ablegen und sichere Schwimmer das Bronzene Abzeichen. Ziel der Aktion: Auch Kinder und Erwachsene, die keinen Schwimmkurs machen, bekommen die Möglichkeit, die Prüfungen zu absolvieren, erklärt Maik Otto, der beim DLRG alle Aktivitäten rund ums Thema „Einsatz“ koordiniert und für die Rettungswache zuständig ist. Außerdem soll der Tag dafür sensibilisieren, wie wichtig es ist, sicher schwimmen zu können.

Spontane Prüfungen

Im vergangenen Jahr gab es erstmals den bundesweiten Schwimmabzeichentag der schwimmsporttreibenden Verbände in Deutschland. Diesmal haben sich in Sindelfingen im Vorfeld nur fünf Anwärter angemeldet. „Das Wetter ist heute nicht so optimal“, sagt Maik Otto. Tatsächlich ist an diesem Sonntag im Sindelfinger Freibad, in dem zeitgleich der Splashdiving-Cup stattfindet, zunächst wenig los. Im Laufe des Nachmittags kommen jedoch noch mehr Schwimmabzeichen-Anwärter ans Becken. Neben zehn „Seepferdchen“ werden auch sieben Bronzene Abzeichen vergeben. Außerdem hatten die Prüfer Zeit, spontan Prüfungen für ein Silbernes und drei Goldene Abzeichen abzunehmen.
Diejenigen, die das kostenlose Angebot der DLRG nutzen, sind dankbar für diese Möglichkeit: „Viele Kinder haben vor Corona mit Schwimmkursen angefangen“, blickt Sandra Waldenmeier zurück. Wegen der Pandemie hätten die Mädchen und Jungen die Kurse aber nicht beenden und keine Abzeichen ablegen können. So ging es auch ihrem Sohn. Sandra Waldenmeier findet die Abzeichen wichtig: „Bei Schul-Ausflügen muss man teilweise angeben, ob das Kind schwimmen kann. Das kann man mit dem Abzeichen belegen.“ Wobei: Wer ein „Seepferdchen“ hat, ist damit noch kein sicherer Schwimmer und muss im Wasser beaufsichtigt werden, macht Maik Otto klar. Vielmehr sei dieses Abzeichen eher ein Einstieg ins Schwimmen. „Es ist die Grundlage und zeigt, dass ein Kind nicht untergeht, wenn es ins Wasser fällt“, ergänzt Sabine Spindler, die den Ausbildungs-Bereich der Sindelfinger DLRG-Ortsgruppe leitet.
David fühlt sich im Wasser wohl und ist schon im Urlaub im Meer geschwommen, erzählt seine Mutter. Da dürfte es doch zu mehr als dem „Seepferdchen“ reichen, sind David und seine Eltern optimistisch. David will gar nicht raus aus dem Wasser und sofort mit dem Bronzenen Abzeichen – auch als Freischwimmer bekannt - loslegen. Sabine Spindler bremst ihn kurz und erklärt ihm, was er tun muss: 15 Minuten am Stück schwimmen mit Wechsel der Körperlage. Dazu ein Kopfsprung sowie ein Sprung vom Startblock oder vom Ein-Meter-Brett. Der Neunjährige schafft das – ebenso das Hinabtauchen in zwei Meter Tiefe. Die Freude bei ihm und seinen Eltern ist groß.
Damit verfügt David über Fähigkeiten, die viele Mädchen und Jungen in seinem Alter nicht haben: „Am Ende der Grundschule kann die Mehrheit der Kinder noch immer nicht sicher schwimmen. Das muss sich ändern. Hierauf wollen wir ebenso hinweisen wie auf die Bedeutung der Schwimmausbildung durch Ehrenamtliche in den Vereinen“, so Sabine Spindler. „Schwimmkurse sind schon seit langem knapp, es gibt immer weniger Bäder. Das Lehrschwimmbecken im Pfarrwiesen und das Becken in Döffingen existieren beispielsweise nicht mehr“, sagt sie. Da während der Pandemie keine Schwimmkurse stattfanden, habe sich die Situation noch verschlechtert. „Unsere Schwimmkurse sind online in einer Minute ausgebucht. Und es gibt viele verzweifelte Eltern“, beschreibt Sabine Spindler die Lage.

Info: Die DLRG-Ortsgruppe Sindelfingen besteht seit 1962, hat derzeit knapp 600 Mitglieder und bietet an vier Stützpunkten im Raum Sindelfingen Schwimmausbildungen an. Angeboten werden Anfängerschwimmkurse für das „Seepferdchen" ebenso wie der Jugendschwimmpass und die Rettungsschwimmabzeichen. Infos zur DLRG Sindelfingen und zu Schwimmkursen gibt es im Internet unter www.sindelfingen.dlrg.de