Burgstollen und Kunsthandwerk
Rund 12 000 Euro investierten die Geschwister Lilian Kienzle und Alexander Wanner, die in diesem Jahr die Holzgerlinger Bäckerei Wanner von ihren Eltern übernommen haben, in corona-kompatible Außen-Gastronomie: Bei ausreichend Abstand zwischen den Sitzplätzen und einer leistungsfähigen Lüftung hätte in beheizbaren Zelten an den Standorten „Vis-à-Vis“ in Holzgerlingen und beim Medicum auf dem Böblinger Flugfeld nicht nur Bewirtung, sondern auch Kultur stattfinden sollen.
Seit Ende Oktober ist klar, dass daraus nichts wird: Das Zelt auf dem Flugfeld durfte genau drei Tage lang in Betrieb gehen. In Holzgerlingen fanden noch eine Weinprobe und ein Frühschoppen mit dem Musikverein Stadtkapelle Holzgerlingen statt, bevor die neuen Corona-Regeln das Konzept beerdigten.
„Ich hatte Tränen in den Augen, als die Verordnung kam“, erzählt Lilian Kienzle: „Schließlich sind wir verantwortlich für 150 Arbeitsplätze.“ Zwischen 60 und 70 Prozent des Umsatzes mache die Bäckerei Wanner mit dem Verkauf von Backwaren in den Filialen. Rund 15 Prozent des Umsatzes mache die Gastronomie aus, weitere 15 Prozent die Lieferung an Branchen, die wegen der Corona-Krise derzeit ebenfalls ausfallen, etwa Hotels. „Zum Glück mussten wir noch keine Mitarbeiter entlassen“, so Lilian Kienzle.
Aus dem corona-kompatiblen „Adventszauber“ mit vier Kulturveranstaltungen pro Monat, der eine zehnjährige Tradition der Bäckerei Wanner aufgegriffen hätte, wird also nichts: Die beiden beheizbaren Zelte werden voraussichtlich während des kompletten Winters leer stehen. Einen kleinen Trost soll das abgespeckte Konzept „Winterdorf – Genuss und Kultur erleben“ am Standort „Vis-à-Vis“ bieten: An allen vier Adventssonntagen wird dort von 10 bis 16 Uhr ein Kunsthandwerker weihnachtliche Waren anbieten, von Waren aus Wolle bis Adventsgestecke.
An einer Hütte vor der Filiale gibt es Glühwein und verschiedene weihnachtliche Backwaren zu kaufen, darunter auch den Burgstollen, der im letzten Jahr Premiere feierte – ein Weihnachtsstollen aus Dinkelteig, der vier Wochen lang im Keller der Burg Kalteneck gereift ist. „So kann sich das Stollen-Aroma besonders gut entfalten“, sagt Lilian Kienzle. Die Speisen und Getränke gibt es allerdings nur zum Mitnehmen: Die neuen Corona-Regeln verbieten den Verzehr auch an Stehtischen im Außenbereich. „Wenn ich sehe, welche Menschenmassen sich teilweise im ÖPNV und in Kaufhäusern drängeln, verstehe ich nicht, warum ausgerechnet Gastronomie und Kultur komplett verboten werden“, so Lilian Kienzle: „Fällt denen nichts Neues ein?“

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