

Kreis Böblingen. Der Landkreis Böblingen hatte in Bezug auf den Bevölkerungsschutz eine Risiko- und Schwachstellenanalyse in Auftrag gegeben. Anlass waren Naturkatastrophen zuletzt wie die Flut im Ahrtal, aber auch die Gefahr von Cyberangriffen oder großflächigen Stromausfällen. „Wir wollen den Schutz der Bevölkerung so gut wie nur möglich gewährleisten und in dem Zusammenhang auch die Warnmöglichkeiten sichern“, erklärt Landrat Roland Bernhard. Parallel zu dieser Analyse arbeitet der Landkreis auch seit einigen Jahren, in Abstimmung mit allen Städten und Gemeinden, am Aufbau eines kreisweiten Sirenennetzes (die SZ/BZ hat berichtet).
Zunächst wurde im Rahmen der Analyse untersucht, welche Schadensszenarien eintreten könnten und was der Bevölkerungsschutz diesen aktuell entgegensetzen kann – um diesen zukunftsfähig und effizient auszurichten und erkannte Defizite gezielt zu bearbeiten. Es wurden ganz praktische Themen bearbeitet, wie beispielsweise die Kommunikation und Treibstoffversorgung in der Krise. Aber auch auf den Verwaltungen liegt ein Hauptaugenmerk, denn sie müssen in Krisenzeiten arbeitsfähig bleiben. Zu ihren Aufgaben gehört es, für die Bürgerschaft ansprechbar zu bleiben und Hilfen zu koordinieren.
Hierfür wurden für alle Städte und Gemeinden Notfallpläne erarbeitet. Die Planungen beinhalten jeweils die akute Stabsarbeit rund um sechs beispielhafte Krisenszenarien, aber auch präventive Informationen und eine Übersicht verschiedenster Zuständigkeiten und Ansprechpartner. Mit definierten Verantwortlichkeiten in den kommunalen Stäben, hinterlegten Erreichbarkeiten und Checklisten für verschiedene Krisenszenarien sind die Kommunen gut vorbereitet. Die Notfallpläne wurden Anfang Juli überreicht.
In Sachen eines einheitlichen Warnsystems wirken, bis auf Deckenpfronn, alle Städte und Gemeinden bei einem kreisweiten Sirenennetz mit. Der Landkreis gibt hierfür die Sirenen in Auftrag, die Alarmierung erfolgt jeweils über gesicherte Funknetze. Die überwiegende Zahl der Kommunen (17) baut ihr Sirenennetz mit Sprachdurchsage aus.
„Die Verwaltungen stehen heute vor der Herausforderung, sich – neben einer militärischen Bedrohungslage – auch zunehmend vor Cyberangriffen, Desinformationen, extremistischen Gruppen oder der Instrumentalisierung von Minderheiten zu wappnen“, so der Landrat. Man denke nur an Angriffe auf Einrichtungen der kritischen Infrastruktur (Wasser, Energie oder auch Krankenhäuser, Abfallentsorgung oder Verkehrsinfrastruktur). „Der Landkreis ist als Träger der Kliniken, als öffentlich-rechtlicher Entsorgungsträger für den Abfall sowie etwa über die Schönbuch- und Ammertalbahn direkt betroffen. Aber auch die Gemeinden sind mit vielerlei Infrastruktur wie beispielsweise der Wasser- und Abwasserversorgung direkt betroffen. Sollten in solchen Bereichen Einschränkungen oder Ausfälle entstehen, wirken sich diese direkt auf die Gesellschaft aus und können den inneren Frieden gefährden.“
Abschließend appellierte der Landrat an die Menschen im Landkreis: „Insbesondere liegt der Schlüssel für die Bewältigung vieler Krisen aber in unserer Gesellschaft. Wenn wir auf die staatlichen und kommunalen Institutionen vertrauen und uns untereinander helfen, kann behördliche Hilfe zielgerecht dort zum Einsatz kommen, wo sie benötigt wird.“
Gerade bei großflächigen Schadenslagen können die Rettungskräfte jedoch nicht überall gleichzeitig tätig werden. Daher geht der Appell von Landrat Roland Bernhard weiter: „Sorgen Sie auch selbst vor. Wer selbst vorbereitet ist, kann sich selbst, Angehörigen und Nachbarn helfen, bis die staatliche Hilfe eintrifft und Schäden reduzieren. Notsituationen können gemeinschaftlich bewältigt werden durch eigene Vorsorge und ein gutes Miteinander.“
Anregungen und Empfehlungen für die Planung der persönlichen Notfallvorsorge finden sich etwa auf den Seiten des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe unter www.bbk.bund.de