Kreis Böblingen: Über artenreiche Wiesen freuen sich alle
Kreis Böblingen. Das Projekt „A g’mähts Wiesle“, angestoßen durch den Landschaftserhaltungsverband Landkreis Böblingen (LEV), ist ein echtes Vorzeigeprojekt. „Nur gemeinsam kann es gelingen, wertvolle, artenreiche Wiesen zu erhalten; deshalb ist es ein Kerninhalt hier, Eigentümer und Bewirtschaftende miteinander zu vernetzen“, betont Martin Wuttke, Dezernent für Umwelt und Klima.
„Mit den Kooperationen, die so entstehen, können wir die wertvollen artenreichen Streuobstwiesen an den Schönbuchhängen langfristig pflegen und erhalten.“ Denn diese Wiesen sind Lebensraum für eine enorme Anzahl von Tier- und Pflanzenarten – und wer freut sich nicht über eine artenreiche und üppig blühende Wiese? Seit rund fünf Jahren läuft das Wiesenprojekt bereits.
Falsche Mahd
Die Wiesen dienten früher zur Futtergewinnung; heute werden sie oft nicht mehr bewirtschaftet, überhaupt nicht mehr oder viel zu früh und zu oft gemäht, weil die Möglichkeit und die Verwendung für das Gras fehlen. All das hat negative Auswirkungen auf die Artenvielfalt. „Wir empfehlen zwei Mal im Jahr zu mähen, möglichst der erste Schnitt ab Juni und dann eine möglichst lange Mahdpause bis zum Herbstschnitt“, erklärt Florian Gall, stellvertretender Geschäftsführer des LEV. „Auch drei Mahdtermine sind denkbar, oder natürlich auch eine extensive Beweidung.“ Wo die Wiesenbesitzer selbst nicht in der Lage sind, die Mahd zu leisten oder die Wiese an einen geeigneten Bewirtschafter zu verpachten, da hilft der LEV.
In diesem Jahr gab es gleich zwei neue Unterstützungsleistungen seitens des LEV: Zum einen wurden an mehreren Terminen Langgrascontainer aufgestellt, in denen kostenlos das gemähte Gras entsorgt werden konnte. „Die Termine wurden sehr gut angenommen und es gab viel Zuspruch für die Aktion und den Wunsch, das beizubehalten“, berichtet Gall. Denn gerade die „Entsorgung“ des Mähguts war bisher oftmals ein Problem, dabei sollte es auf keinen Fall auf der Wiese verbleiben. „Wir wollen diese Langrascontainer entsprechend beibehalten und kooperieren dazu mit dem OGV Herrenberg und dem NABU Gärtringen-Herrenberg-Nufringen.“
Balkenmäher ausleihen
Außerdem konnte mit großzügiger Unterstützung der Kreisparkasse Böblingen ein Balkenmäherverleih eingerichtet werden. Auch hier ist die Nachfrage schon direkt nach Einführung gut angelaufen. LEV, OGV Herrenberg und NABU haben dieses Projekt gestartet, damit nicht jeder Privateigentümer einen eigenen Balkenmäher anschaffen muss, um seine Wiese auf angepasste Weise zu mähen. „Wir richten hier ausdrücklich ein dickes Dankeschön an die Kreissparkasse Böbilngen, ohne die wir das Ganze nicht so schnell hätten umsetzen können“, unterstreicht Martin Wuttke.
Der LEV steht allen Eigentümern zur Verfügung, die Hilfe und Unterstützung brauchen. „Wir bemühen uns auch gern um die Vermittlung geeigneter Bewirtschafter“, erklärt Florian Gall. Zwei davon sind Paul Lemke und Heike Mönig, die mit ihren vierbeinigen Rasenmähern viele Wiesen beweiden. Auch das übrigens ein immer gern gesehener Anblick – eine friedlich weidende Schafherde. „Wegen der oft sehr kleinen Flurstücke klappt das aber nur, wenn Eigentümer von nebeneinander liegenden Stückle gemeinsam der Beweidung zustimmen“, erläutert Ralf Wegerer, der beim Landkreis Tübingen die Koordination kreisübergreifend für diese Wiesen übernimmt.
In der Grünland GbR sind verschiedene Landwirte aktiv und können sich mit geeigneten Geräten um die Mahd und das Abräumen kümmern. „Es ist ein Zusammenspiel vieler Akteure – alle sind gemeinsam an den Herrenberger Schönbuchhängen aktiv, um diese wertvolle Kulturlandschaft zu erhalten“, so Wegerer.
Zusammenarbeit mit Vereinen
Florian Gall betont auch die gute und enge Zusammenarbeit mit den Obst- und Gartenbauvereinen hervor. Auch von diesen gebe es immer Rat, Unterstützung oder Leihgeräte. Und auch der Schwäbische Heimatbund engagiert sich an den Hängen und pflegt regelmäßig eine besonders schwierige Fläche. Wer dabei mitmachen möchte, kann sich an die Ortsgruppe in Kayh wenden. Im UDO Kartendienst (https://udo.lubw.baden-wuerttemberg.de/) können Bürger übrigens jederzeit nachschauen, ob ihr Stückle in einem Naturschutzgebiet (etwa FFH-Gebiet oder NSG) liegt oder ob darauf beispielsweise eine besonders zu schützende FFH-Mähwiese kartiert wurde.
„Im kommenden Jahr wird es wieder eine Informationsveranstaltung zum Projekt geben“, so Gall. Das wird wieder in Form eines Spaziergangs stattfinden, denn dabei kommen Eigentümer und Bewirtschaftende am besten zusammen und besprechen vor Ort schon Lösungen. Das Projekt „A g’mähts Wiesle“ ist eine Kooperation von LEV und der kreisübergreifenden Koordinierungsstelle Natura 2000 Schönbuch, den zuständigen Fachverwaltungen und den Akteuren vor Ort.

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