Menü
Bewegte Geschichte

60 Jahre Lions Club Böblingen-Sindelfingen: Engagement für Gemeinwohl und Verständigung

Dr. Günter Scholz, der dem Lions Club seit 1985 angehört, hat die Clubgeschichte recherchiert und aufgearbeitet.
Von Dr. Andreas Beyer

Böblingen/Sindelfingen. Der Lions Club Böblingen-Sindelfingen sein 60-jähriges Bestehen. Eine Anlass, auf die Geschichte, die Ziele und das vielfältige Engagement des Clubs zu blicken.

Recherchiert und aufgearbeitet wurde die Clubgeschichte von Dr. Günter Scholz, der dem Lions Club seit 1985 angehört, 1993/94 Präsident war und sich viele Jahre um die Öffentlichkeitsarbeit kümmerte. Gegründet wurde der Lions Club Böblingen-Sindelfingen am 29. Juni 1965 in der Stadthalle Sindelfingen. Treibende Kraft war Dr. Werner Stauss, der langjährige Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Böblingen. Die Patenschaft übernahm der Lions Club Stuttgart, der zweitälteste Lions Club Deutschlands. Zur Gründungsversammlung kamen 15 Persönlichkeiten zusammen. Erster Präsident wurde Heinz A. Offermann, erster Schatzmeister Dr. Stauss.

Die ursprünglich für 1966 geplante Charterfeier fand schließlich am 27. April 1968 statt. Prominentester Gast war Dr. Bruno Heck, damals Bundesminister für Familie und Jugend, der eigens per Hubschrauber anreiste.

Bewegte Jahrzehnte

Die Geschichte des Clubs ist eingebettet in bewegte politische Jahrzehnte: Kalter Krieg, Teilung Deutschlands, internationale Krisen und schließlich die Wiedervereinigung 1990. Spätere Entwicklungen wie der Krieg in der Ukraine stehen dabei in scharfem Gegensatz zum Lions-Leitgedanken, den Geist gegenseitigen Verständnisses unter den Völkern zu fördern.

Der Lions Club Böblingen-Sindelfingen ist Teil von Lions International, der weltweit größten Serviceorganisation mit rund 1,4 Millionen Mitgliedern in mehr als 200 Ländern. In Deutschland engagieren sich rund 51.000 Lions in 1.580 Clubs. Ziel der Organisation ist es, gesellschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung zu fördern – ehrenamtlich und ohne persönlichen materiellen Nutzen. Das Leitbild betont Werte wie Toleranz, Vielfalt und Völkerverständigung.

Zeichen der Aussöhnung

Ein frühes Zeichen gelebter Aussöhnung setzte der Club 1969 mit der Jumelage mit dem Lions Club Le Creusot in Frankreich, nur wenige Jahre nach dem Élysée-Vertrag. Die jährlichen Begegnungen sind bis heute ein Höhepunkt des Clublebens und haben zahlreiche Freundschaften entstehen lassen.

Getreu dem Motto „We serve“ hat der Club in 60 Jahren fast 600.000 Euro an Spenden gesammelt. Allein bis 2015 waren es rund 450.000 Euro, in den vergangenen zehn Jahren weitere gut 145.000 Euro. Unterstützt wurden internationale Projekte wie „Sight First“ zur Bekämpfung von Blindheit, Schulprogramme wie Klasse 2000 und Lions Quest sowie Hilfsaktionen bei Naturkatastrophen – etwa nach dem Tsunami 2004 in Südostasien.

Besonders wichtig ist dem Club jedoch das Engagement vor Ort: Unterstützung der Kinderklinik Südwest, von Alten- und Pflegeheimen, Sprachförderung für Flüchtlinge, Projekte wie „Urlaub ohne Koffer“, der Abenteuerspielplatz Sindelfingen, die Jugendförderung in Sportvereinen sowie die Tafeln in Böblingen und Sindelfingen, die zuletzt mit fast 20.000 Euro bedacht wurden. Auch die Ukraine- und Flüchtlingshilfe spielte eine große Rolle.

Neben finanzieller Hilfe zählt für die Lions auch persönliche Zuwendung. Ein Beispiel ist die seit Jahren organisierte Walter-Waldbauer-Ausfahrt für Bewohner des Altenheims „Haus am Maienplatz“ in Böblingen.

Tombola im Breuningerland

Ein zentraler Pfeiler der Arbeit ist die jährlich am ersten Adventswochenende stattfindende Tombola im Breuningerland. Die aufwendige Organisation erfolgt vollständig ehrenamtlich und erfordert monatelange Vorbereitung. Auch in diesem Jahr war die Tombola wieder ein großer Erfolg.

Das Clubleben ist geprägt von regelmäßigen Treffen, Vorträgen, Exkursionen und kulturellen Besuchen – von renommierten Museen bis hin zu außergewöhnlichen Orten. Präsident Rainer Deim betont dabei die Vielfalt und Lebendigkeit des Clubs, die auch durch neue Mitglieder getragen wird. Das generationenübergreifende Miteinander stärkt den Dialog und hält den Club jung.

Seit 1989 stehen Lions Clubs auch Frauen offen. Heute sind mehr als ein Drittel der deutschen Clubs gemischt – so auch der Lions Club Böblingen-Sindelfingen.

Für die Zukunft sieht Dr. Günter Scholz einen Schwerpunkt im Einsatz für Kinder und Jugendliche. Angesichts des demografischen Wandels seien Präventions- und Bildungsprojekte besonders wichtig, um jungen Menschen Perspektiven zu geben und Gewalt sowie Radikalisierung vorzubeugen.

Auch nach 60 Jahren gilt daher: Die Aufgaben gehen den Lions nicht aus. Der Lions Club Böblingen-Sindelfingen wird sich weiterhin engagiert für hilfsbedürftige und förderungswürdige Projekte einsetzen – ganz im Sinne seines Mottos „We serve“.