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Rock-Pop-Jazz

Böblingen: Bass-Legende groovt beim Sommer am See

Hellmut Hattler begeistert mit „25 Jahre Hattler“ gut 150 Zuschauer in der Alten Tüv-Halle.

Von Matthias Staber
Beim Böblinger Sommer am See (von links): Torsten de Winkel, Fola Dada, Oli Rubow und Hellmut Hattler.

Beim Böblinger Sommer am See (von links): Torsten de Winkel, Fola Dada, Oli Rubow und Hellmut Hattler.

Bild: Staber

Böblingen. Mit seinem Jazzrock-Projekt „Hattler“ hat der Bassist Hellmut Hattler zusammen mit Sängerin Fola Dada, Gitarrist Torsten de Winkel und Schlagzeuger Oli Rubow der auf der Zielgeraden einbiegenden, städtischen Veranstaltungsreihe „Sommer am See“ noch einmal ein furioses Highlight beschert: Gut 150 Zuschauer feierten die vier grandiosen Musiker, die jeweils einzeln und im Zusammenspiel Live-Musik auf höchstem Niveau in die Böblinger Halle am Oberen See brachten.

Das Problem von handwerklich auf höchstem Niveau servierter Pop- und Rockmusik mit Jazz-Einflüssen ist oft das Auseinanderfallen der Einzelteile: Wo sich jeder einzelne Musiker mit der meisterhaften Beherrschung seines Instruments in den Vordergrund spielen muss, kann das musikalische Gesamtkonzept leiden. Bei Live-Konzerten dieser Art haben oft diejenigen Besucher mehr Spaß, die selbst ein Instrument spielen, als Zuschauer, die einfach nur mit Live-Musik einen geilen Abend erleben wollen.

Genau entworfenes Konzept

Nicht so bei Hattler: Dass hier jeder einzelne Sound und Takt, jede Melodie, jeder Tempo-Wechsel einem detailliert und genau entworfenen Konzept, einer musikalischen Vision, folgt, ist beim rund zweistündigen Auftritt über die gesamte Strecke zu spüren. Sicher: Auch Hellmut Hattler, Torsten de Winkel und Oli Rubow haben offensichtliche Freude daran, das Niveau ihrer Meisterschaft am Instrument in ausgiebigen Solo-Passagen zu zeigen – was vom begeisterten Publikum mit Ovationen gefeiert wird.

Für den nicht selbst musizierenden Laien spannender ist jedoch, was bei „25 Jahre Hattler“ im Zusammenspiel passiert – entweder miteinander in den Instrumental-Stücken, die einen großen Teil der zweiten Konzert-Hälfte einnehmen, oder mit der großartigen Sängerin Fola Dada, die ihrer Stimme unfassbar viele verschiedene Nuancen, Tonalitäten und Genre-Referenzen mitzugeben vermag.

Eingängigkeit und Komplexität

Die Kompositionen von Hattler schaffen es, Eingängigkeit und Komplexität zu gleichen Teilen zu Sound-Landschaften so zu verknüpfen, dass völlig unterschiedliche Erwartungshaltungen an ein Live-Konzert scheinbar mühelos bespielt werden: Wer Freude an makellos serviertem, musikalischem Handwerk hat, kommt ebenso auf seine Kosten wie der Livemusik-Fan, der die Augen schließen, Spaß haben und ein bisschen mitgrooven möchte.

Welche Sterne günstig stehen, welche Stellschrauben genau richtig justiert sein müssen, dass ein Projekt wie Hattler funktioniert, lässt sich beim furiosen Auftritt in der Alten Tüv-Halle erahnen: Es braucht die richtige musikalische Vision, die dazu passenden Kompositionen und Genre-Einflüsse und vor allem Musiker, die bereit und in der Lage sind, ein solch komplexes Konzept umzusetzen. Es sei unglaublich schwierig gewesen, einen Schlagzeuger zu finden, der seine Ideen, die sich unter anderem aus den Techniken elektronischer Musik speisen, umsetzen könne, scherzt Hellmut Hattler in der Alten TÜV-Halle.

Präzision und Virtuosität

Mit Oli Rubow wurde Hattler fündig: Zu erleben, wie dieser Schlagzeuger die Präzision eines Drumcomputers mit der Virtuosität eines Jazz-Schlagzeugers verknüpft, um die komplexen Sound-Landschaften von Hellmut Hattler rhythmisch zu strukturieren, ist der helle Wahnsinn. Oli Rubow könnte genauso gut bei einem Kraftwerk-Konzert die Drum-Parts übernehmen, einen Drum-and-Bass-Track live einspielen oder einer klassischen Jazzrock-Formation rhythmisches Leben einhauchen.

Was bei Hattler im Zusammenspiel zwischen Schlagzeug, Bass und Gitarre auf der Bühne passiert, macht einfach jede Sekunde riesigen Spaß: Mit „25 Jahre Hattler“ hat der Böblinger städtische Veranstaltungsmanager Andreas Wolfer auf der Zielgeraden vom „Sommer am See“ 2025 noch einmal ein großartiges Highlight präsentiert.

Info

Mit „Orchestra Mondo – Tango meets Gipsy“ gibt es am Donnerstag, 11. September ab 19.30 Uhr in der Böblinger Alten TÜV-Halle am Oberen See das letzte Livekonzert vom diesjährigen „Sommer am See“ zu erleben.