10 Weißstörche machen Halt in Ehningen
Ehningen. Ungewöhnliche Gäste waren am Mittwochabend in Ehningen auf dem Dach der evangelischen Kirche zu sehen. War es zunächst nur ein Weißstorch, der elegant seine Kreise über dem Kirchturm zog und sich dann neben dem Wetterhahn niederließ, gesellten sich in kürzester Zeit weitere neun Störche hinzu.
Sie putzten ihr weiß-schwarzes Gefieder und flogen bis zum Einbruch der Dunkelheit immer wieder im Segeflug über die Dächer und sorgten damit für viel Aufmerksamkeit. Anschließend machte es sich Meister Adebar auf dem Kirchenschiff, dem Turm und den umliegenden, hohen Gebäuden rund um den Marktplatz für die Nacht „gemütlich“. Am Donnerstagmorgen ist die „Reisegruppe“ nach einer Ehrenrunde über der Kirche weitergezogen. „Es ist wahrscheinlich, dass sich die Störche für ihren Zug in ihre Winterquartiere versammeln“, sagt Evelyne Jeanrond, Sprecherin der Naturschutzbundgruppe Sindelfingen-Böblingen auf Nachfrage der SZ/BZ.
Beeindruckende Wiederkehr trotz ökologischer Herausforderungen
Galt der Weißstorch viele Jahre als gefährdete Vogelart, steht er laut Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg seit 2022 nicht mehr auf der roten Liste für gefährdete Wildvögel. In Baden-Württemberg hat sein Bestand von nur 15 verbliebenen Brutpaaren im Jahr 1974 auf nun fast 1800 Neststandorte zugenommen.
„Das ist ein Paradebeispiel, wie sich dank menschlicher Aufmerksamkeit und Maßnahmen eine Population erholen kann“, sagt Jeanrond. Dennoch sei es wichtig, weiterhin dafür zu sorgen, dass der Storch für ihn ideale Lebensbedingungen vorfindet. Der Storch ist unter anderem auf Feuchtwiesen angewiesen. Neben dem Rückgang solcher Lebensräume sorgt auch Plastikmüll, wie Gummiringe oder Schnüre, die einem Regenwurm ähneln, für Probleme: Der Storch hält sie für Nahrung und frisst diese, das einsetzende Sättigungsgefühl lässt ihn bei vollem Magen verhungern.
Auch das Zugverhalten der eleganten Gleiter hat sich verändert. Viele treten zwar die Reise nach Afrika an, bleiben aber dann im Süden Spaniens und ernähren sich dort auf offenen Müllkippen und Reisfeldern, bevor sie im Frühjahr wieder zurück in den Norden fliegen.