

Kreis Böblingen. Bundesweit gab es im Dezember eine Zulassungsrallye bei Neufahrzeugen: 38,1 Prozent mehr als im Dezember 2021 meldet das Kraftfahrt-Bundesamt. Im Kreis Böblingen lag der Zuwachs sogar bei 39,8 Prozent. „Trotzdem wurde damit leider das Ziel verfehlt, bei den Neuzulassungen die Zahlen aus dem Vorjahr zu übertreffen“, zieht Obermeister Torsten Treiber von der Kraftfahrzeuginnung Region Stuttgart Bilanz: 68 Autos oder 0,2 Prozent fehlten am Ende.
Bei Elektroautos gab es einen Zulassungsrekord: „916 Neufahrzeuge im Dezember plus 832 Plugin-Hybride zeigen, dass Autohäuser und Hersteller getan haben, was möglich war, um bestellte Fahrzeuge rechtzeitig vor der Umstellung der Förderung auszuliefern“, sagt der Kreisvorsitzende der Innung Daniel Kargl.
Innungsgeschäftsführer Christian Reher ergänzt dies durch einen „ausdrücklichen Dank an das Landratsamt und die Zulassungsstelle, die praktisch bis zur letzten Minute Zulassungen abgewickelt und so etlichen Autokaufenden die Prämie gerettet hat.“ Bei den Besitzumschreibungen gab es erwartungsgemäß ein deutliches Minus.
Gegenüber dem Vorjahr wurden knapp 5000 Autos oder 14,9 Prozent weniger Gebrauchtwagen umgeschrieben: „Wenn es keine Gebrauchtwagen gibt, dann können die Autohäuser auch keine verkaufen“, bringt es Torsten Treiber auf den Punkt. Dass das zur Folge hat, dass dann die vorhandenen Autos länger gefahren werden, lässt sich laut Daniel Kargl am Werkstattgeschäft und am deutlich gewachsenen Pkw-Bestand im Kreis Böblingen ablesen: Der liegt laut Zulassungsstelle mit 259 224 um fast 4000 Autos über dem Vorjahr.
Die Zulassungszahlen bei E-Autos und den Plugins brachten im Kreis Böblingen im Dezember nach den Zahlen der Zulassungsstelle den erhofften Zuwachs: 916 E-Autos wurden zugelassen (Vormonat 664). Bei den Plugins waren es 832 (Vormonat 766). Damit waren 58,9 Prozent der neuzugelassen Autos Fahrzeuge dieser beiden Klassen. 385 (Vormonat 355) Autos haben Dieselmotoren.
Eine Gruppe schwächelte allerdings: 821 (Vormonat 834) neue Autos haben Benzinmotoren oder nutzen andere Treibstoffarten, wie Flüssiggas- und Erdgasmotoren. Zusammengerechnet standen im Dezember 2662 (Vormonat 2.530) treibstoffgetriebene Pkw (inklusive Plugins und 624 Vollhybride) den reinen E-Autos gegenüber. „Daraus lässt sich klar erkennen, dass es auf Sicht einen starken Bedarf an klimaneutralen synthetischen Kraftstoffen gibt, wenn wir wollen, dass der Anteil des Verkehrs am CO2-Ausstoß sinken soll“, sagt Obermeister Torsten Treiber: „Denn die Autos, die jetzt neu zugelassen worden sind, sind in zehn Jahren zumeist immer noch unterwegs und es kommen ja noch weitere dazu.“ Außerdem genüge es nicht, die Pkw-Flotte zu betrachten: „Die Nutzfahrzeuge, die all die Online-Bestellungen transportieren, sind ein wesentlicher Faktor.“
Die Besitzumschreibungen im Kreis Böblingen sind gegenüber den Vorjahren zwar massiv zurückgegangen: „Fast 5000 weniger sind schon ein Wort. Aber das dürfte eine Momentaufnahme sein, die den aktuellen Lieferproblemen bei den Neuwagen geschuldet ist, die immer noch nicht vollständig behoben sind“, sagt Torsten Treiber: „Mittelfristig werden wir sicher wieder sogar das Vor-Coronaniveau erreichen, das um die 41 000 Besitzumschreibungen lag.“
Bei den Neuwagen geht er wie Innungsgeschäftsführer Christian Reher davon aus, „dass der Bestand an E-Autos mit der Reduzierung der Förderung vermutlich nicht mehr so schnell wachsen wird, wie bisher, wenn die Hersteller nicht mit neuen, preiswerten Modellen auf den Markt kommen.“ Spitzenreiter in der Neuzulassungsstatistik sind die Hybriden (inklusive Plugins) mit 11 062, vor den Benzinern mit 7803. Diesel liegen mit 3736 hinter den E-Autos mit 5025 auf dem letzten Platz. Der Bestand hat mit 9369 E-Autos (Vorjahr 6129) zwar einen neuen Rekordwert erreicht: „Aber das sind genau genommen 3,6 Prozent des Pkw-Bestandes im Kreis Böblingen und das ist leider noch immer nicht der erhoffte Durchbruch für diese Technologie“, sagt Torsten Treiber.
Für die Kfz-Betriebe ist 2023 nach Ansicht der Innung schwer kalkulierbar: „Bezogen auf die Monate September und Oktober 2022 wissen wir aus Umfragen unter den Autohäusern, dass bei 78 Prozent mindestens zehn Prozent weniger Neuwagenbestellungen eingingen als im Vorjahreszeitraum. Außerdem sagten 35 Prozent der Geschäftsführungen, dass Neu- und Gebrauchtwagenkunden zu günstigeren Fahrzeugen oder zu Fahrzeugen mit günstigerer Ausstattung greifen. 64 Prozent der Autohäuser und 50 Prozent der Freien Werkstätten gaben an, dass Werkstattkunden vermehrt nur noch notwendige Reparaturen durchführen“, fasst Christian Reher die aktuelle Informationslage innerhalb der Branche zusammen: „Das sind sicher Momentaufnahmen, aber es ist klar zu erkennen, dass die Menschen ihr Geld zusammenhalten und das Geschäft nicht einfacher wird.“