Böblingen: Kürzere Wartezeiten bei besserer Leistung
Kreis Böblingen. Um das Leistungsspektrum der Kinderchirurgie in der Region zwischen Tübingen und Stuttgart auszubauen und eine flächendeckende Versorgung der jungen Patientinnen und Patienten sicherzustellen, arbeiten die Tübinger Universitätskinderchirurgie und die Kinderchirurgie Böblingen seit Anfang April verstärkt zusammen.
Im neu gegründeten „Netzwerk für Kinderchirurgie Tübingen-Böblingen“ wird das Team der Kliniken Böblingen durch drei Tübinger Ärzte verstärkt, die in Böblingen operieren. „Dies stärkt das Leistungsspektrum in der Kinderchirurgie der Kliniken Böblingen und verkürzt gleichzeitig Wartezeiten auf ambulante und stationäre Eingriffe am Universitätsklinikum“, heißt es hierzu in einer Pressemitteilung.
Jahrelange Zusammenarbeit
Die beiden Kliniken arbeiten seit Jahren eng zusammen. Das bisherige Spektrum der Kinderchirurgie in Böblingen wird mit der Unterstützung aus Tübingen nunmehr aber deutlich ausgebaut. Dadurch entwickelt sich auch das höchste Versorgungslevel im Perinatalzentrum der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin in Böblingen weiter. Bisher verantwortete an den Kliniken Böblingen Dr. Michael Buntrock die kinderchirurgische Patientenversorgung. Nachdem dieser in Ruhestand geht, werden zwei Ärzte aus der Kinderchirurgie und Kinderurologie des Universitätsklinikums Tübingen die Nachfolge antreten.
Je 60 Prozent ihrer Arbeitszeit werden sie künftig in Böblingen tätig sein, Operationen durchführen und Sprechstunden anbieten. Zudem wird Prof. Dr. Jörg Fuchs, ärztlicher Direktor der Abteilung für Kinderchirurgie und Kinderurologie am Universitätsklinikum, im OP der Böblinger Klinik stehen. Er führt insbesondere Eingriffe durch, die eine spezielle fachliche Expertise benötigen.
Die universitäre Perspektive aus Tübingen wird so an die Kliniken Böblingen getragen. Die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Böblingen verfügt über insgesamt 80 Betten, davon 20 auf der Neonatologischen Intensivstation. Jedes Jahr werden über 4000 Kinder und Jugendliche stationär versorgt. Hinzu kommen mehr als 16 000 ambulante Behandlungen. „Für die Versorgung unserer kleinsten Patientinnen und Patienten im Einzugsgebiet des Klinikverbundes Südwest setzen wir alles daran, ein qualitativ hochwertiges Leistungsspektrum in Böblingen anzubieten“, wird Dr. Lutz Feldhahn, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin in Böblingen, in der Pressemitteilung zitiert.
Universitätsklinikum profitiert von Kooperation
„Wir freuen uns, dass wir die bisher bereits sehr gut funktionierende Zusammenarbeit mit den Tübinger Kollegen nun ausbauen können und damit die Schwerpunktversorgung in der Kinder- und Jugendmedizin zwischen Stuttgart und Tübingen weiter stärken“, so sein chefärztlicher Kollege Dr. Gerald Nachtrodt weiter. Auch das Universitätsklinikum profitiert von der Kooperation. „Wir versorgen nicht nur Patientinnen und Patienten aus der Region sondern je nach Erkrankung aus ganz Deutschland. Unsere Termine für stationäre und ambulante Eingriffe sind deshalb weit im Voraus ausgebucht“, erklärt Kinderchirurg Fuchs. Auch begrenzte Betten- sowie OP-Kapazitäten aufgrund von fehlendem Fachpersonal verlängern die Wartezeiten. „Besonders bei schweren Eingriffen, wie sie in Universitätskliniken standardmäßig durchgeführt werden, belegen Patientinnen und Patienten für längere Zeit Betten auf der Intensiv- oder Normalstation“, sagt Fuchs. Durch die Kooperation würden sich die Personen, die die Belegung der jeweiligen Stationen planen, künftig intensiver austauschen und die Betten in Böblingen und Tübingen effizienter belegen können.
„Bei Notfalleingriffen können wir dann schnell reagieren“, erklärt Fuchs. Während schwerere Operationen, beispielsweise Tumoreingriffe und Notfalloperationen, weiterhin am Universitätsklinikum Tübingen durchgeführt werden, sollen mittelschwere, leichtere sowie ambulante Eingriffe verstärkt in Böblingen stattfinden. Patienten aus dem Umkreis von Tübingen erhalten weiterhin einen Termin am Universitätsklinikum. Das Belegungsmanagement der beiden Kliniken organisiert die Terminvergaben gemeinsam. Die Notfallversorgung bleibt unverändert an beiden Kliniken erhalten.