

Grafenau. Ende September wurde die Gemeinde Grafenau überregional als ein Beispiel von Kommunen benannt, die noch keine öffentlich zugängliche E-Ladesäule für Elektroautos haben. „Allerdings wurden wir über die Veröffentlichung nicht vorher informiert, noch um eine Stellungnahme zu den Gründen und unseren Aspekten gebeten. Tatsächlich wurde uns in der Vergangenheit auch immer wieder von Bürgerinnen und Bürgern - unter anderem bei der Bürgerversammlung oder in der Fragerunde im Gemeinderat - eine Anfrage nach einer solchen Infrastruktureinrichtung gestellt“, sagt Bürgermeister Martin Tühringer.
Dabei gilt für Grafenau: weder der Gemeinderat noch der Bürgermeister wendet sich gegen E-Mobilität. Im Gegenteil: Bei der Gemeindeverwaltung haben wir E-Auto und E-Fahrräder im Einsatz und auch privat nutzen wir diese Mobilitätsvarianten gerne. Für E-Ladesäulen, so haben wir immer betont, würden wir von der Gemeinde gerne jederzeit öffentliche Stellplätze zur Verfügung stellen. Ob dort Verbrenner oder E-Autos parken, ist aus Sicht der Gemeinde im Sinne der Verkehrsregelung gleichbedeutend“, sagt der Bürgermeister.
Bislang wurden von Unternehmen, die solche E-Ladesäulen aufstellen und betreiben, ein Investitionskostenzuschuss pro E-Ladesäule von der Gemeinde von bis zu 15 000 Euro gefordert. „Das haben wir bisher immer abgelehnt. Im Gegenzug wurde uns nicht einmal eine symbolische Pacht für den öffentlichen Stellplatz angeboten, obwohl die Unternehmen aus dem Betrieb der Ladesäulen Einnahmen und Gewinne erzielen. Also: Kosten kommunalisieren und Gewinne privatisieren halten wir für das falsche Geschäftsmodell. Der Betrieb von nur einer öffentlich zugänglichen Ladesäule für Grafenau würde außerdem nicht ausreichen, so dass die Kosten schnell auf über 60 000 Euro steigen würden. Finanzmittel, die für andere Pflichtaufgaben fehlen würden.
"Interessanterweise finanzieren selbst Bund und Land, bis auf eventuelle Zuschüsse, solche E-Ladesäulen nicht, obwohl die Verbesserung der E-Mobilität für Bund und Land hinsichtlich des Klimawandels von besonderer Bedeutung ist. Die EnBW als Landesunternehmen ist sogar aus dem örtlichen Betrieb von Ladesäulen bereits vor Jahren ausgestiegen und betreibt nur noch Schnellladestationen an Autobahnen", sagt der Grafenauer Schultes.
Und weiter stellt sich doch die Frage: Wenn ich mir privat ein E-Auto beschaffe, prüfe ich doch vorher, wie ich ein solches Fahrzeug kostengünstig und ohne größere Umstände aufladen kann – oder? Klar ist, dass bei Mehrfamilienhäusern die Einrichtung einer zentralen Ladesäule abhängig ist von der Zustimmung der Wohnungseigentümergemeinschaft. Martin Thüringer: „Aber dies zu regeln, wäre ja Aufgabe der Gesetzgebung im Bund. Und es stellt sich dann zusätzlich die Frage, wenn an der Wiesengrundhalle eine E-Ladesäule eingerichtet ist, ob dies für den Bedarf aus dem Wohngebiet Mittenbühl ausreicht? Und reichen in Grafenau nur insgesamt drei oder vier Ladesäulen?“
Allerdings ist Grafenau nun kein weißer Fleck mehr auf der Landkarte der E-Ladesäulen: Mittlerweile wurden von der Firma Wirelane je eine Ladesäule in der Straße Im Mittenbühl und in der Bergstraße unterhalb der Gemeinschaftsschule an öffentlichen Stellplätzen installiert – in Absprache aber ohne Kostenbeteiligung der Gemeinde. Diese stehen allen E-AutofahrerInnen zur Verfügung. Die Bezahlung erfolgt ganz komfortabel über EC-Karte. Mit einem weiteren Unternehmen steht die Gemeinde in Verhandlungen für Ladesäulen in der Neuen Mitte, an der Wiesengrundhalle oder beim Schloss Dätzingen. Auch hier gilt: gerne auf öffentlichen Stellplätzen, aber ohne Kostenbeteiligung der Gemeinde.



