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zu: Neue Fahrradstraße sorgt für heftige Reaktionen und Sindelfingen reagiert auf Kritik an Radroute R5 (SZ/BZ vom 10. und 16. Juni)

Keine Gewinner, nur Verlierer

Bis jetzt hat alles gut funktioniert und jetzt ist das auf einmal alles nicht gut genug für die Fahrradfahrer? Sorry, aber wir sind nicht in Münster oder Berlin.
Von Peter Kloth
Die Radroute R5 führt an dieser Stelle über den Kreisverkehr links hoch in die seit 1007 existierende und jetzt ausgebaute Fahrradstraße.

Die Radroute R5 führt an dieser Stelle über den Kreisverkehr links hoch in die seit 1007 existierende und jetzt ausgebaute Fahrradstraße.

Bild: Dettenmeyer

Oje, schon wieder das Thema Fahrradstraße, schwierig...

Seit 2007 gibt es die Fahrradstraße in der Liebenzeller Straße und Hirschstraße. Damals gab es zwar anfangs Kritik an den zahllosen Schildern und Unsicherheiten, was eine Fahrradstraße überhaupt bedeutet. Aber man hat sich daran gewöhnt und es gab meines Wissens keine Unfälle oder sonstigen Probleme. Okay, eigentlich wird die Fahrradstraße vorwiegend von Autos genutzt, die natürlich alle Anlieger sind, aber trotzdem die Straßen fast ausschließlich zum Durchfahren benutzen, aber gut, Hauptsache, man nimmt aufeinander Rücksicht, so dass nix passiert.

Und jetzt? Auf einmal ist das alles nicht mehr gut genug. Jetzt müssen auffällige Markierungen (überall Radfahrer auf der Straße) her, gepaart mit baulichen Maßnahmen, und dann ist auch noch die eine Änderung der Verkehrsführung erforderlich, indem man Einbahnstraßen einführt.

Wofür? Bis jetzt hat alles gut funktioniert und jetzt ist das auf einmal alles nicht gut genug für die Fahrradfahrer? Sorry, aber wir sind nicht in Münster oder Berlin, wo es unendlich viele Fahrradfahrer gibt. In der Liebenzeller Straße verirren sich einzelne Radfahrer, vielleicht sind es maximal 50 Fahrradfahrer am Tag, und dafür der ganze Aufwand? Durch die Umwidmung der Liebenzeller Straße in eine Einbahnstraße bei gleichzeitigem Parkverbot (zwischen Eichholzstraße und Weberstraße) wird es eine Rennstrecke für die Autos, weniger für die Radfahrer, die eher Angst vor dem entgegenkommenden Autoverkehr haben werden.

Warum entfallen die Parkplätze? Bisher hat es auch funktioniert und wir haben keine Einbahnstraßen. Wenn ich die Vorgaben richtig interpretiere, fehlen in der Liebenzeller Straße 27 Zentimeter, um die Vorgaben einzuhalten. Der Gehweg muss zwei Meter breit sein, was er aber sowieso nicht durchgehend ist, da die Breite durch die Baumeinfassungen eingeschränkt wird. Alles nicht nachvollziehbar.

Und die Anwohner? Die dürfen jetzt nicht mehr vor ihrem Haus parken. Sie sollen ihre Einfahrt nutzen (zum Glück fahre ich keinen Kleinbus, denn für den wäre kein Platz), oder in den Nachbarstraßen oder am Millnickel parken, im Ernst? Das Schleicher ist ein altes Wohngebiet, die Menschen, die hier wohnen, sind älter geworden und die Autos größer. Aber zukünftig gibt es keine Parkplätze mehr für Pflegekräfte, Handwerker, Besucher der Anwohner, Kirchenbesucher und Besucher vom Friseur.

Im Ernst? Da passt Einiges nicht zusammen, schon gar nicht die Verhältnismäßigkeit, Nutzen zu Aufwand.

Und zum Thema Kommunikation seitens der Stadt: Die Stadt hat in einer digitalen Veranstaltung am 22. November 2023 Interessierte über das Vorhaben informiert und die Pläne gezeigt, u. a. mit ausgewiesenen Parkplätzen in allen Straßen. Dann haben die Anwohner am 9. September 2024 einen Informationsbrief erhalten, in dem u. a. auf die Einführung von Einbahnstraßen und mögliche Parkverbotszonen hingewiesen wurde; keine explizite Aufführung, wo. Über die Parkverbotszone in der Liebenzeller Straße sind die Anwohner nicht offiziell informiert worden. Lediglich durch das beharrliche Nachhaken einiger Anwohner bei der Stadt und die dadurch entstandenen Berichte in ihrer Zeitung wurde das öffentlich bekannt. Und über den Baubeginn wurden wir auch nicht informiert.

Keine gute Kommunikation seitens der Stadt. Das schafft kein Vertrauen und erzeugt Frust. Jetzt bin ich mal gespannt, ob sich der ganze Aufwand lohnt. Aus meiner Sicht gibt es keine Gewinner, nur Verlierer!

Peter Kloth, Sindelfingen