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Gedenktag am 27. Januar

Sindelfingen: Kranzniederlegung vor dem Rathaus

Zum Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus
Von Peter Maier
Auch dieses Jahr hatte Sindelfingens Oberbürgermeister Dr. Bernd Vöhringer zur Kranzniederlegung vor dem Sindelfinger Rathaus geladen, um der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken.   Bild: Dettenmeyer

Auch dieses Jahr hatte Sindelfingens Oberbürgermeister Dr. Bernd Vöhringer zur Kranzniederlegung vor dem Sindelfinger Rathaus geladen, um der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken. Bild: Dettenmeyer

Sindelfingen. Wie jedes Jahr hatte die Sindelfinger Stadtverwaltung zur Kranzniederlegung für die Opfer des Nationalsozialismus eingeladen. Oberbürgermeister Dr. Bernd Vöhringer hatte pandemiebedingt nur einen kleinen Kreis von Stadträten auf dem Rathausvorplatz empfangen können.

In seiner Rede sagte Vöhringer: „Die Relevanz eines solchen Gedenktags ist zeitlos, ja mehr noch, sie scheint angesichts der neuen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen eher zuzunehmen. Und aktives Erinnern wird umso wichtiger, je weniger Zeitzeugen uns noch zur Verfügung stehen. Am 27. Januar 1945 wurde das Vernichtungslager Auschwitz von sowjetischen Truppen befreit. Damit endete zumindest an diesem Ort ein unvorstellbares Morden. Ein Morden, dessen Dimension noch monströser wird, wenn man weiß, mit welcher bürokratischen Akribie und Reibungslosigkeit die Vorbereitung erfolgte.“

Ferner sagte der Oberbürgermeister: „Die Verbrechen des NS-Regimes nicht nur an den Juden sind nicht relativierbar und nicht vergleichbar. Und richtig ist, dass unsere Verfassung die richtigen Lehren aus der Vergangenheit gezogen hat und das Fundament für einen freiheitlichen, demokratischen Rechtstaats gelegt hat.Richtig ist aber auch: Freiheit, Toleranz, Demokratie und Gerechtigkeit sind keine Selbstläufer. Sie müssen auch in einem funktionierenden demokratischen Staat immer wieder aufs Neue gefestigt und wo nötig gegen Angriffe geschützt werden.“

Dr. Vöhringer führte weiterhin aus: „Die Leugnung belegbarer Fakten, die Verbreitung unhaltbarer Verschwörungstheorien, die Leugnung politischer Legitimation, die Diskreditierung demokratisch gewählter Repräsentanten und die Herbeiführung eines Klimas der Angst – das sind Vorgehensweisen, die wir in rasant zunehmendem Maße beobachten müssen.“ Und fügte an: „Um an dieser Stelle nicht falsch verstanden zu werden: Diskussionen, auch demokratischer Streit um den richtigen Weg, sind gerade in schwierigen Zeiten wie diesen unabdingbar, ebenso wie die Toleranz für andere Standpunkte. Toleranz endet aber dort, wo ein verkommener Freiheitsbegriff in Anspruch genommen wird, um den demokratischen Diskurs zu verweigern und eigene Interessen rücksichtslos durchzusetzen.“

Zum Abschluss sagte Bernd Vöhringer: „Wehret den Anfängen – schon lange war dieser Apell nicht mehr so aktuell wie derzeit. Denn wohin es in letzter und schlimmster Konsequenz führen kann, wenn wir diesen Apell nicht berücksichtigen, daran erinnern uns die Namen auf unserer Gedenktafel. 'Wehret den Anfängen' – das ist die Verpflichtung gegenüber den Menschen, die durch ein gewalttätiges, verbrecherisches System ihr Leben lassen mussten. In diesem Sinne möchte ich nun für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft einen Kranz niederlegen.“