

Das Leben der Familie Rentschler änderte sich vor drei Jahren schlagartig, an einem Freitagmorgen. Tochter Ida bekam beim Frühstücken keine Luft mehr. „Ich dachte erst, sie hat sich verschluckt. Aber sie ist einfach erstickt“, sagt ihre Mutter. Ein herbeieilender Nachbar reanimierte das Kind, in der Klinik konnte man Ida retten - doch der Sauerstoffmangel verursachte schwere Schäden. Ida kann nicht mehr laufen, sie sieht nicht mehr richtig und kann deshalb nicht mehr lesen, sie hat Epilepsie und ihre Atemwege müssen regelmäßig abgesaugt werden.
Spendenaktion gestartet
Im Moment muss ihre Mutter Rebecca Rentschler bis zu zehnmal am Tag den Rollstuhl ihrer Tochter auseinander bauen und ihre Tochter in das Fahrzeug heben. Denn die zwölfjährige Ida hat inzwischen einen neuen, größeren Rollstuhl bekommen und der passt nicht in das Auto. Ist das geschafft, dann ist im Auto kein Platz mehr für vier Personen. „So geht das nicht weiter“, sagt Rebecca Rentschler.
Der ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst Leonberg, der die Familie seit dem lebensbedrohlichen Vorfall vor drei Jahren betreut, hat daher zusammen mit dem Bundesverband Kinderhospiz eine Spendenaktion für die Familie gestartet. „Die Familie meistert die schwierige Lage auf bewundernswerte und sehr offene Art“, sagt Monika Friedrich, Koordinatorin des Kinderhospizdienstes Leonberg. „Aber sie brauchen nun dringend finanzielle Hilfe.“
Dabei ist Idas Krankheit nicht das einzige, was die Familie belastet. „Nach dem rollstuhlgerechten Umbau des Hauses dachten wir eigentlich, dass sich die Situation entspannt“, sagt Monika Friedrich. Doch dann erlitt Idas Vater Sven vor einigen Wochen einen Herzinfarkt und musste eine dreifache Bypass-OP überstehen.
Inzwischen durfte er wieder nach Hause. Wie es weitergeht und ob und wann der Familienvater wieder arbeiten können wird, ist allerdings unklar. „Er ist der Alleinverdiener, weil Ida ja eine Vollzeitaufgabe ist“, sagt Rebecca Rentschler. Die Familie hat alle finanziellen Eigenmittel in den Umbau ihres Hauses gesteckt, um es auf Idas neue Bedürfnisse anzupassen. Schon dieses Großprojekt war nur durch massive Unterstützung und viele Spenden aus ihrer Region möglich. „Und jetzt brauchen wir auch noch ein neues Auto“, sagt Rebecca Rentschler.
„Das ist eine unglaubliche Stütze“
Mit der vom ambulanten Hospizdienst für Kinder und Jugendliche in Leonberg und dem Bundesverband Kinderhospizdienst organisierten Spendensammlung, soll nun das Geld für ein behinderten gerecht ausgebauten Kleinbus gesammelt werden, um so Entlastung für die leidgeplagte Familie zu schaffen. Auch in ihrem Alltag wird die Familie vom ambulanten Hospizdienst unterstützt.
So haben Ida und auch ihr 13-jähriger Bruder Hans jeweils eine eigene, ehrenamtliche Betreuung und bekommen regelmäßig Besuch. „Das ist eine unglaublich tolle emotionale Stütze“, sagt Rebecca Rentschler. Mit Ida wird gebastelt und gespielt, ihr Bruder wird für Ausflüge abgeholt und hat so auch abseits von Mama und Papa einen Ansprechpartner. Auch für die Eltern ist diese Hilfe eine Entlastung im Alltag.
Im Unterschied zum Erwachsenen-Hospizdienst kommt der Kinderhospizdienst nicht erst ins Spiel, wenn die erkrankte Person austherapiert ist „Wir können die Familien ab der Diagnosestellung begleiten“, erklärt Monika Friedrich, die Koordinatorin des Kinder- und Jugendhospizdienstes aus Leonberg. „Das Wort Hospiz ist bei uns in Deutschland oft mit dem Tod verknüpft, aber eigentlich ist es eine Lebensbegleitung.“ So endeten gerade die oft jahrelange Begleitung bei Kindern- und Jugendlichen nicht immer mit der Sterbebegleitung und dem Tod, sondern manchmal auch mit der Genesung. „Wir können den betroffenen Familien zwar nicht die Schwere des Schicksals abnehmen, aber wir können ihnen ein Stück tragen helfen“, so Monika Friedrich.
Info
Der Bundesverband Kinderhospiz hat ein Spendenkonto für Familie Rentschler aus Rutesheim eingerichtet: Sparkasse Olpe BIC: WELADED1OPE IBAN: DE03 4625 0049 0000 0290 33 Stichwort “IDA” Weitere Informationen zur Arbeit des Bundesverbandes Kinderhospiz gibt es im Netz unter www.bundesverband-kinderhospiz.de. Wer selbst Hilfe bei Fragen zu lebensverkürzenden Erkrankungen bei jungen Menschen benötigt, der kann sich beim kostenlosen und anonymen Sorgentelefon „Frag Oskar“ unter der Nummer 0800 8888 4711 melden. An 365 Tagen im Jahr sind dort rund um die Uhr professionell geschulte Mitarbeiter zu erreichen. Weitere Infos dazu gibt es unter www.frag-oskar.de.