Menü
Standpunkt: Unterstützung bei Corona-Krise geht an der Realität vorbei

Das Bürokratiemonster schlägt zu

Von Daniel Krauter

Corona-Krise: In Talkshows klopfen sich Finanzminister Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Peter Altmaier gegenseitig auf die Schulter. Die Bundesregierung will der Wirtschaft mit großzügigen Krediten durch die Corona-Krise helfen und niemand im Stich lassen. Die Realität sieht ganz anders aus. Denn die Hilfe kommt zu spät. Viele kleine und mittelständische Unternehmen mussten längst den ersten Mitarbeitern kündigen. Die Kredite an die von der Corona-Krise betroffenen Firmen werden über die KfW – Kreditanstalt für Wiederaufbau – vergeben. Und das Bürokratiemonster, wie sollte es auch anders sein, schlägt einmal mehr zu und zehrt gewaltig an den Nerven der meisten Antragsteller. Viele Unternehmer berichten verzweifelt davon, dass sie sich in ihrer großen Not an ihre Hausbank wandten, die als Finanzierungspartner der KfW dienen. Und die Antworten stellen eine einzige Enttäuschung dar. Wie die Liquiditätshilfen der KfW überhaupt beantragt werden können, ist für viele Akteure weiterhin unklar. Die Informationen sind dürftig, Hotlines überfordert. In einer Mitteilung der KfW von Donnerstag heißt es: Technisch ist eine Zusage und Auszahlung spätestens ab dem 14. April möglich. Bis dahin soll es ab dem 23. März eine Übergangsregelung geben, die aber viel zu kompliziert klingt. So schnell wird also kein Geld fließen. Zudem erfolgt weiterhin eine Risikoprüfung – welchen Sinn dies in Krisenzeiten hat und wie die Prüfung der hohen Zahl zu erwartender Anträge erfolgen soll, ist völlig offen. Die größte Schwäche liegt jedoch darin, dass die Liquiditätshilfen für die Unternehmen als Kredite bereitgestellt werden sollen. Kredite, die später zurückzuzahlen sind. Gerade die Kleinbetriebe, deren Liquidität oftmals sehr knapp ist, werden in der Zukunft nicht die Möglichkeit haben, diese Kredite aus ihrem operativen Geschäft zu tilgen. Schließlich können sie den Corona-Kredit auch nicht dazu einsetzen, Kapazitäten zu erweitern oder größere Aufträge und damit zukünftigen Umsatz vorzufinanzieren, der dann wiederum die Rückzahlung ermöglichen würde. Zusätzliches Personal zur Bearbeitung der Anträge ist bei der KfW übrigens nicht geplant.

daniel.krauter@szbz.de