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Fußball: Der SV Deckenpfronn III hat Spieler mit Handicap in seinen Reihen / Heute Spiel in Oberjesingen

„Besser kann Inklusion nicht funktionieren“

Die Ansage von Dieter Decker ist unmissverständlich: „Wir spielen fair, die spielen auch fair. Es soll ein schönes Spiel sein, wir werden nicht in die Zweikämpfe gehen, dass die Heide wackelt.“
Von unserem Mitarbeiter Thomas Oberdorfer
Die Kicker der Gemeinnützigen Werk- und Wohnstätten wollen sich heute im Trikot des SV Deckenpfronn III gegen die AH des SV Oberjesingen teuer verkaufen. Bild: Oberdorfer

Die Kicker der Gemeinnützigen Werk- und Wohnstätten wollen sich heute im Trikot des SV Deckenpfronn III gegen die AH des SV Oberjesingen teuer verkaufen. Bild: Oberdorfer

Dieter Decker sagt das den Spielern des Fußballteams SV Deckenpfronn III. Dabei handelt es sich um eine besondere Mannschaft, sie besteht aus Spielern verschiedener Standorte der gemeinnützigen Wohn- und Werkstätten (GWW) der Kreise Böblingen und Calw. Aus Akteuren also, die ein Handicap haben, geistiger oder psychischer Natur. Heute Nachmittag spielt das Team gegen die AH des SV Oberjesingen, die Partie gehört zum Rahmenprogramm der Begegnung der Auswahl „SV Oberjesingen & Friends“ gegen die Traditionself des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund.

Dieter Decker arbeitet in der GWW in Calw, er ist als Fachkraft für Arbeits- und Berufsbildung tätig. Im Jahr 2000 hat der 63-Jährige die Fußballmannschaft der GWW ins Leben gerufen. Decker hat in Deckenpfronn in der Jugend und auch bei den Aktiven Fußball gespielt. Um eine Mannschaft mit besonderen Charakteren, wie es beim SV Deckenpfronn III sicherlich der Fall ist, zu coachen, hat sich Decker fortgebildet: In Ruit legte er den Trainerschein für Mannschaften mit Handicap ab.

Zum Team der GWW gehören Schüler der Oberstufe des Maria-von-Linden Gymnasiums in Calw. Es handelt sich also um eine Mannschaft, in der Menschen mit Handicap vereint mit Menschen ohne Handicap Fußball spielen. „Besser kann Inklusion nicht funktionieren“, betont Dieter Decker. Die Mannschaft umfasst etwa 30 Spieler im Alter von 16 bis 60 Jahren. Am Dienstag standen 20 Kicker auf dem Platz, vom Gymnasium waren keine dabei.

Heiko ist der Schrecken der Gegner

Der 30-Jährige Heiko ist ein Spieler, der fit ist, der viel läuft, den Trainer Dieter Decker „auf starke Spieler des Gegners ansetzt. Die haben dann nichts zu lachen“, Heiko hört zu und lacht verschmitzt. Seit etwa zehn Jahren gehört er dem Fußball-Team der GWW an. „Fußballspielen macht mir einfach Spaß“, sagt der 30-Jährige, andere Sportarten würden ihn nicht sonderlich interessieren. „Ich freue mich auf jedes Training, um meine Mannschaftskameraden zu sehen“, erzählt Heiko, der ein erklärter Anhänger des VfB Stuttgart ist. „Als Schwabe kommt ja nichts anderes in Frage“, sagt der aus Stuttgart stammende Mittelfeldspieler, ehe er wieder auf den Rasen stürmt.

Zwischen der GWW, dem Maria-von-Linden-Gymnasium und dem SV Deckenpfronn besteht eine Kooperation, neben Dieter Decker ist federführend seitens der Schule Lehrer Daniel Klumpp zuständig, seitens der Deckenpfronner Fußballer Abteilungsleiter Erhard Schneider. . Die Fußballer der GWW sind ein Teil der großen Fußballgemeinde des SV Deckenpfronn, 2006 wurde das Team SV Deckenpfronn III ins Leben gerufen. „Ich kenne Dieter Decker aus dem Sandkasten. Er kam vor einigen Jahren wegen des Themas Inklusion auf uns zu“, erzählt Erhard Schneider, „wir waren selbstverständlich mit dabei und haben die Vereinbarung getroffen.“

Die Spieler der GWW sind Mitglieder des SV Deckenpfronn, als dritte Mannschaft treten sie in den Trikots des SV auf. „Darauf waren die Spieler ziemlich stolz“, sagt Dieter Decker. Die Mannschaft ist in das Vereinsleben integriert. Einige Spieler schauen regelmäßig bei den Begegnungen der ersten Mannschaft zu, sie sind zu Gast bei den Weihnachts- und sonstigen Feiern des Vereins, beim Hallenturnier. „Ich denke, von dieser Inklusion profitieren beide Seiten, die Spieler der GWW wie auch die Fußballabteilung. Man bekommt eine andere Sichtweise“, sagt Erhard Schneider. Dieter Decker ergänzt: „Die Spieler haben dadurch eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.“

„Wie viele Zuschauer sind denn bei dem Spiel da?“ ,will einer der Spieler in der Besprechung wissen. „Da werden schon einige da sein“, erklärt Dieter Decker. Freude macht sich breit, aber auch ein Stück weit Nervosität. Letztlich sind sich aber alle einig, dass es ein schönes Spiel werden wird.