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Kommentar

Deshalb verdient die OB-Wahl jede Stimme

Sindelfingen wählt am Sonntag einen neuen OB. Und eine entscheidende Frage dabei wird sein: Wie viele Sindelfinger gehen zur Wahl?

Von Isabell Gospodarzcyk und Tim Schweiker
Die Wahlbeteiligung bei Bundestags- und OB-Wahlen könnte unterschiedlicher kaum sein.

Die Wahlbeteiligung bei Bundestags- und OB-Wahlen könnte unterschiedlicher kaum sein.

Bild: Volker Teufel

Nur 39,2 Prozent der Wahlberechtigten haben beim ersten Wahlgang am 11. Mai ihre Stimme abgegeben. Das heißt, von 43 720 Wahlberechtigten haben 17 134 Menschen gewählt. Zum Vergleich: Bei der Bundestagswahl im Februar lag die Wahlbeteiligung in Sindelfingen bei 80,19 Prozent.

Mit dieser Diskrepanz steht Sindelfingen nicht alleine da. In Schwäbisch Gmünd beispielsweise lag die Wahlbeteiligung bei der OB-Wahl bei 38,7 Prozent.

Das Statistische Landesamt spricht deshalb in Sachen Beteiligung von „Wahlhierarchie“: Bundestagswahlen rangieren ganz oben, gefolgt von den Landtagswahlen, danach kommen mit deutlichem Abstand die Europawahlen und schließlich die Kommunalwahlen. Bürgermeisterwahlen schneiden meistens sehr schlecht ab. Eine Rolle spielt laut Statistischem Landesamt die Medienpräsenz, die bei einem lokalen Wahlereignis nicht vergleichbar ist mit der einer überregionalen Wahl. Personenwahlen haben offenbar nicht dieselbe Wirkung wie Parteienwahlen.

Mehr als ein Zweikampf

Das ist umso bedauerlicher, da es am Sonntag bei der Stichwahl um mehr geht, als um einen Zweikampf zweier Bewerber. Sindelfingen wählt mit dem künftigen Oberbürgermeister auch den Weg, den die Stadt die nächsten acht Jahre einschlagen soll. Der OB ist nicht nur Repräsentant der Stadt, sondern der Chef der Verwaltung. Er bereitet zusammen mit der Verwaltung ganz konkrete Vorhaben vor, über die der Gemeinderat entscheidet. Im Gemeinderat hat der OB zwar auch nur eine Stimme, aber: Was ihm wichtig ist, landet auf der Tagesordnung. Wie die Stadt gestaltet wird, hängt also maßgeblich vom OB ab. Der Oberbürgermeister ist der Motor kommunaler Entwicklung. Derjenige, der dieses Amt innehat, bestimmt entscheidend mit, wie sich die Stadt entwickelt.

Am Sonntag treten Max Reinhardt und Markus Kleemann nach einem langen und harten Wahlkampf in der Stichwahl gegeneinander an. Im ersten Wahlgang lagen nur 273 Stimmen zwischen den beiden.

Wer am 11. Mai nicht gewählt hat, kann jetzt am Sonntag das Zünglein an der Waage sein und mitentscheiden, wohin sich Sindelfingen entwickelt. Dem künftigen Oberbürgermeister wäre eine breite Legitimation durch eine höhere Wahlbeteiligung genauso zu wünschen wie der lokalen Demokratie. Denn die braucht Demokraten.

redaktion@szbz.de

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