Blütenzauber im Maurischen Garten
Stuttgart. Im Maurischen Garten der Wilhelma erwartet die Besucherinnen und Besucher wieder ein Meer aus Blüten: Die Magnolien entfalten eine wahre Farbenpracht. Die Vielfalt aus 27 Arten und Sorten sorgt für feine farbliche Abstufungen von reinem Weiß über zartes Rosa bis hin zu kräftigem Pink.
Die allerersten Blütenknospen öffneten sich an vereinzelten Magnolienbäumen aufgrund der sehr milden Witterung bereits Ende Februar. Seit Mitte März zeigt sich der Großteil der Magnolien von seiner besten Seite, rund zwei bis drei Wochen früher als sonst. Die frühe Blüte bringt aber auch Risiken mit sich. Clemens Hartmann, Baumexperte des Fachbereichs Parkpflege der Wilhelma, erklärt: „Wir hoffen sehr darauf, dass es nicht wieder einen Wintereinbruch gibt: Nur ein einziger starker Nachtfrost kann den Blühzauber zunichtemachen.“
Bislang sieht es aber nicht danach aus – wenn alles gut geht, bleibt das Blütenmeer noch bis Ostern erhalten. Neben den Tulpenmagnolien, welche den Maurischen Garten prägen, sind auch die Sternmagnolien und die deutlich später blühenden Immergrünen Magnolien an den Subtropenterrassen mit ihren weißen Blüten wahre Hingucker.
Eine der ältesten Blütenpflanzen der Welt
Aus der Reihe tanzt außerdem der riesige Gurkenmagnolienbaum, der sich auf der Rasenfläche vor dem Aquarium befindet: Seine Blüten öffnen sich erst im weiteren Verlauf des Frühlings, wenn die Blätter bereits ausgetrieben sind. Die Geschichte der Magnolien am Neckar geht auf die Ära von König Wilhelm I. von Württemberg zurück. 1850 ließ er die ersten Bäume in seine Parkanlagen bringen. Neun der insgesamt 95 Magnolien der Wilhelma entstammen noch aus dieser Zeit. Gerade bei den mehr als 170 Jahre alten Bäumen aus königlicher Zeit handelt es sich nicht nur um beeindruckende Pflanzen, sondern um Schätze der Kulturgeschichte.
Die Wilhelma appelliert daher an alle Besucherinnen und Besucher, Rücksicht auf die Magnolien zu nehmen und keinesfalls auf sie zu klettern oder Pflanzenteile abzupflücken. Magnolien gehören zu den ältesten Blütenpflanzen der Welt – und gelten daher als „lebendes Fossil“. Sie existierten schon vor 100 Millionen Jahren, als noch die Dinosaurier die Erde beherrschten. Der Einfluss des Menschen hat dazu geführt, dass heute mehr als die Hälfte der weltweit insgesamt 335 Magnolienarten gefährdet sind. So auch im Bergregenwald von Ecuador: Dort drohten einige Arten aufgrund von Lebensraumzerstörung zu verschwinden.
Mit Unterstützung der Wilhelma gelang es der Organisation Jocotoco, den Bestand durch den Ankauf von Regenwaldflächen und durch die Nachpflanzung junger, aus Samen angezogener Bäume, zu sichern. Wilhelma-Direktor Dr. Thomas Kölpin erklärt: „Viele kennen Magnolien nur als ein prachtvolles Gewächs in Parks und Gärten. Wir sehen es als unsere Aufgabe, über ihre Gefährdung in ihren Herkunftsländern aufzuklären – und sind stolz darauf, dass wir bereits zur Rettung einiger Arten in Ecuador beigetragen haben.“