Orgelreihe startet fulminant mit anglikanischen Klängen
Sindelfingen. Am Samstag sang der unter der Leitung von Benedikt Engel zum Auftakt der diesjährigen Orgelreihe Sindelfingen, die in ihre 34. Runde geht. Auswärtige Gäste der Konzertreihe sind jedes Mal erstaunt darüber, wie groß das Interesse an dieser ungewöhnlichen Konzertreihe ist und bleibt. Kommen wirklich mehr als eine Handvoll Menschen samstags um 17 Uhr in die Kirche? Ja, das tun sie. Auch anlässlich der Eröffnungskonzerts der Orgelreihe füllte sich die Martinskirche bis fast auf den letzten Platz.
Der Knabenchor Capella Vocalis Reutlingen, 1993 von Eckhard Weyland gegründet und erst vergangenes Jahr von Benedikt Engel übernommen, zog singend in die Kirche ein und als Abschluss des Konzerts am Ende aus, ganz in der Tradition der britischen Even Song, die das Programm inspirierte. Es wurden ausschließlich Werke englischer Komponisten aufgeführt. Dabei blieb die Ausgewogenheit zwischen Knabenchor und Orgel überzeugend.
Benedikt Engel, der junge Leiter des Ensembles, dirigierte seine „Jungs“ souverän und unaufgeregt, und es ist schön zu sehen und zu hören, wie die von Vielen eher als nicht mehr zeitgemäße Tradition des Knabengesangs durchaus noch etwas für ein dankbares Publikum zu bieten hat. Offensichtlich kann das Singen klassischer Werke weiterhin für junge Leute große Freude bereiten, und das genoss das Sindelfinger Publikum sichtlich, der dicken Applaus spendete.
Berührendes Ende
Das erste Stück „Abide with me“ von Henry Monk ist als Abend- und Sterbelied bis heute jedem Briten vertraut. Es folgten zwei Sätze von Thomas Tallis, der seinerzeit vor allem vokale Musik zur Zeit der englischen Reformation komponierte. Mittelpunkt des Programms waren das „Magnificat“ und „Nunc dimittis“ von Herbert Howells, der vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bekannte Werke komponierte und besonders für sein umfangreiches Schaffen im Bereich der anglikanischen Kirchenmusik ist. Das Konzert endete mit dem bekannten Segenslied „The Lord bless you and keep you“ von John Rutter – immer wieder berührend.
Organist Antal Váradi fügte sich perfekt in die Begleitung des Chors ein, der im Chorraum aufgestellt war – trotz der zu überwindenden Distanz zur großen Weigle-Orgel auf der Empore. Außerdem spielte Váradi drei Sätze des englischen Komponisten Percy Fletcher solistisch, die Register der Weigle-Orgel gekonnt ausschöpfend. Ein Genuss für jeden Orgelmusikliebhaber.
Pfarrerin Karen Schepke begleitete das Konzert liturgisch mit Texten, die sehr konkret auf das Motto der diesjährigen Orgelreihe eingingen: „Frieden – eine Utopie?“, Texte, die zum Nachdenken anregten. Ein rundum geglücktes Konzertprogramm für alle Besucher.
Info
Nächstes Konzert der Orgelreihe am Samstag, 10. Mai, 17 Uhr: Mädchenchor und Orgel mit dem Chor des Cantus Juvenum Karlsruhe unter der Leitung von Peter Gortner und Bezirkskantor Daniel Tepper an der Orgel.

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