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15. bis 17. März

Sindelfingen: Bei den 10. Jazztagen im Pavillon wird eine Tradition fortgeführt

Die IG Kultur lädt zu drei spannenden Konzerten vom 15. bis 17. März und ist dabei einmal mehr offen auch für grenzüberschreitende Projekte.
Von Thomas Volkmann

Sindelfingen. Als 1985 der Jazz-Preis Baden-Württemberg vergeben wurde – paritätisch ging er an den Pianisten Jörg Reiter und den Trompeter Johannes Faber – gab es die IG Kultur in Sindelfingen bereits. Jazzkonzerte hatte sie auch damals schon in ihrem Programm, mehrtägige Jazztage indes veranstaltet sie erst seit 2015. Sie hatte sich aber seit jeher auf die Fahnen geschrieben, Landesjazzpreisträger einzuladen, meist – wie jetzt vom 15. bis 17. März zu den 10. Jazztagen Sindelfingen – in den Pavillon.

Oft ist das allerdings auch eine Terminfindungsfrage. Tatsächlich gibt es mit dem seit vielen Jahren in Berlin lebenden Böblinger Jo Ambros einen Preisträger, der zwar vielfach schon Konzerte in seinem Heimatkreis gespielt hat, nie jedoch auf Einladung der IG Kultur. Ein besonderer Anreiz, Jazzpreisträger zu buchen, mag dabei sicher auch die vor längerer Zeit einmal vom Kultusministerium bereitgestellte Förderung gewesen sein. Beantragen konnten sie Veranstalter, welche auch Mitglied im Jazzverband waren.

Das Organisationstrio um Albrecht Barth, Klaus Haidle und Pit Bäuerle hat anlässlich der zehnten Jazztage in alten Unterlagen geblättert und aufgelistet, welche der inzwischen 41 Preisträger schon bei der IG Kultur gespielt haben. „Der Jazz-Preis Baden-Württemberg ist eine jährliche Auszeichnung zur Förderung von exzellenten Nachwuchsmusikern im Jazzbereich, die nicht älter als 35 Jahre sind. Er hat mittlerweile weit über Baden-Württemberg hinaus eine hohe Anerkennung, viele Preisträger haben sich in der Szene gut etabliert, einige sind sogar international erfolgreich“, stellt die IG Kultur ihrer Aufzählung voran – um dann stolz darauf zu verweisen, dass 26 Preisträger bis dato schon zu Gast waren.

Plus mit Wolfgang Dauner und Herbert Joos („ein toller, sehr bescheidener Musiker, den wir in den 80er und 90ern in verschiedenen Besetzungen bei uns hatten“, so Barth) noch zwei Stuttgarter Jazzhelden, die den seit 2015 in unregelmäßigen Abständen vergebenen Ehrenpreis erhielten. Manchmal waren die Künstler bereits für ein Konzert verpflichtet, bevor die Verleihung des Jazzpreises verkündet wurde, so bei Axel Kühn und Anne Czichowsky. „In den für Sindelfingen reichen 1980er konnten wir auch schon mal ein höheres Risiko eingehen und große Namen wie Chris Hinze, Charlie Mariano und Randy Brecker verpflichten. Lange versucht hatten wir es immer wieder mit Ack van Rooyen, der 2021 mit 90 Jahren verstorben ist“, erinnert sich Albrecht Barth.

Sindelfingen als schwieriges Jazz-Pflaster

Dass Sindelfingen für den Jazz ein schwieriges Pflaster zu sein scheint, ist ein für ihn bekanntes Phänomen. Als häufigem Gast bei anderen Kulturvereinen und Jazzclubs wundert er sich immer wieder, wie dort der Laden brummt, während die Zahlen im Pavillon oft überschaubar bleiben. Die Jazz-Enthusiasten innerhalb der IG Kultur sind dennoch motiviert, hörenswerte Künstlerinnen und Künstler zu präsentieren. Den Besucherrekord bei Jazzkonzerten der IG Kultur hält Wolfgang Dauner im Jahr seines 80. Geburtstags mit über 200 damals verkauften Tickets.

Weil der bei den 1. Sindelfinger Jazztagen mit seinem Sohn Florian Dauner am Schlagzeug auftretende Pianist unbedingt auf einem Bösendorfer-Flügel spielen wollte, zog man kurzerhand um ins Odeon der SMTT. Dauners Frau wollte das Konzert damals, weil der Vorverkauf nur schleppend lief, sogar schon wieder absagen. „Wir konnten sie beruhigen, dass dies für Sindelfingen nicht ungewöhnlich sei. Mit Unterstützung der Lokalpresse haben wir das Konzert dann auch noch auf den letzten Metern gut beworben gekriegt“, so Albrecht Barth.

Ausverkauft hieß es auch beim Barbara Dennerlein Trio 2016 (im Sommer 2021 sorgte ihr Name für erneut gute Resonanz auf dem Grünen Platz), und dank der Fernsehpräsenz vom auch Basstrompete spielenden Sternekoch Vincent Klink war es auch beim Duoauftritt mit Pianist Patrick Bebelaar (2019) rappelvoll. „Einmal waren wir auch an Kyle Eastwood dran, dem Sohn von Clint Eastwood, der als Musiker in Paris lebt. Seine deutsche Agentur hatte uns einen Termin auf seinem Weg nach Israel vermittelt. Gescheitert ist es letztlich an der Zusage seiner amerikanischen Agentur“, merkt Albrecht Barth an.

Nun ist man also gespannt, auf welches Interesse die zehnten Jazztage stoßen werden. Das Vlado Grizelj Quartett um den in München lebenden Gitarristen (15.3.) und die aus Schweden anreisenden Karin Hammar Fab 4 (16.3.) hat Pit Bäuerle bereits live gesehen. Im ersten Fall hatte ihn das Zusammenspiel von Gitarre und Hammondorgel zu schnellen Funkgrooves und gefühlvollen Soulballaden begeistert, im anderen die Bühnenpräsenz der schwedischen Posaunistin, die schon mit Stars wie Kenny Werner, Steve Swallow, Gary Burton und Maria Schneider zusammengearbeitet hat. Hammar wird als „posaunistische Urgewalt“ angekündigt und gehört mit ihrer Ausdrucksvielfalt von wild und überschwänglich bis zart und fein differenziert zu den aufregendsten Improvisatoren des zeitgenössischen Jazz.

Die junge Pianistin und Komponistin Clara Vetter (17.3.) hätte bereits 2021 auf der Pavillon-Bühne stehen sollen. Doch dann kam Corona. Beim Wiederholungskonzert drei Monate später mit der von Karoline Höfler zusammengestellten Ladies-Jazz-Night-Band war sie aufgrund ihres Studiums in Kopenhagen verhindert. Nun aber klappt es und freut sich die IG Kultur auf das Tentett der aktuellen Landesjazzpreisträgerin, deren Wurzeln im Jazz liegen, die sich jedoch anderen Genres wie der Klassischen oder Neuen Musik nicht verschließt. Ihr Kollektiv mit Streichquartett, Saxophontrio und Rhythmusgruppe verspricht ein farbenreiches Klangspektrum.

Das Programm

Beginn jeweils 20 Uhr: Fr 15.03. Vlado Grizelj Quartett Jazz-Funk-Soul-Blues Sa 16.03. Karin Hammar Fab 4 Jazz aus Schweden So 17.03. Clara Vetter Kollektiv Tentett der Jazzpreisträgerin Baden-Württemberg 2023.
Tickets: www.igkultur.de