Böblingen: Fee Badenius verzaubert mit Chanson-Kabarett die Zuschauer im Alten Amtsgericht
Böblingen. Mit ihrem Solo-Programm war die aus Schleswig-Holstein stammende und im Ruhrgebiet lebende Liedermacherin Fee Badenius im Alten Amtsgericht Böblingen zu Gast. Knapp 60 Zuschauer bescherten dem veranstaltenden Verein „Die Kultourmacher vom Alten Amtsgericht“ rund um Gerhard Gamp zwar kein ausverkauftes Haus, erlebten aber charmantes und herzerwärmendes Chanson-Kabarett.
„Ich kann dich nicht vor Fehlern bewahren, die musst du selbst erfahren“, singt Fee Badenius für ihr bislang noch nicht einmal geplantes, ungeborenes Kind, dem sie versichert: „Ich werde immer hinter dir stehen und mein Kind, meine Liebe steht dir offen.“ Von ihr selbst behauptet Fee Badenius, „ich bin nicht blamabel, sondern ganz passabel, nicht ‚oh wie krass‘, sondern Mittelmaß.“
Wenn Fee Badenius modischem Minimalismus eine Absage erteilt, funktioniert dies ohne aggressive Lifestyle-Attitüde wie bei manchem Kleinkunst-Kollegen, sondern mit lockerer Ironie: „Habe mit Hygge und Marie Kond nichts am Hut, ich sitz‘ in meinem Chaos und fühl‘ mich gut.“ Ihre Lieder seien „alle autobiographisch“, versichert die Liedermacherin, „so zwischen null und hundert Prozent.“ Es geht bei Fee Badenius nicht zwingend um Authentizität, aber um eine Wahrheit, an die jeder mit Herz und Hirn andocken kann und die einfach gut tut in Zeiten von multiplen Dauerkrisen und medialer Überforderung: „Es ist wichtig, dass wir bei aller Dunkelheit nie vergessen, dass es ganz viel gibt, das leuchtet.“
Auf „meiner Liebe steht ‚Vorsicht, zerbrechlich‘“, fordert Badenius einen achtsamen Umgang mit romantischen Gefühlen und bringt damit den Grundton ihres Solo-Bühnenprogramms auf den Punkt: Es geht um das Zarte und Zerbrechliche, um die Zwischentöne, den respektvollen Umgang nicht nur mit anderen, sondern auch mit sich selbst. Der feine Humor, der in den Songs und Geschichten von Fee Badenius zum Ausdruck kommt, lädt nicht zum Schenkelklopfen ein, hat nichts Grelles und Krasses, wie es oft bei Kleinkunst der Fall ist, die auf brachial-humoristische Überrumpelungseffekte abzielt - er fühlt sich an wie eine wohldosierte Wellness-Massage für die Seele.
Die selbstironische Einordnung von Fee Badenius als Mittelmaß ist selbstverständlich Quatsch: Ihre Musik-Kabarett-Veranstaltung strahlt mit ihrem angenehmen, humanistischen Grundton, der ohne Zynismus auskommt. Ihre Kleinkunst tut der Seele gut, wärmt das Herz und bringt viel Spaß - gerade, weil dieses Bühnenprogramm zum vergnügten Schmunzeln einlädt, und nicht zum lauten Lachen. Fee Badenius zeigt mit ihrem Solo-Programm, dass zwischen Liedermacher-Abend und Musik-Kabarett eine feine Linie verläuft. Sie bespielt diese Linie humoristisch und musikalisch stimmig und bringt mit ihren Liedern die Dunkelheit ein kleines bisschen zum Leuchten.
Die weiteren Kleinkunst-Termine der Kultourmacher im Alten Amtsgericht um 20 Uhr sind: Robert Griess mit „Natürliche Intelligenz, letzter Versuch!“ am 21. Februar, Rena Schwarz mit „Jung? Attraktiv und übrig!“ am 6. März, Mackefisch mit „Harmoniedergang“ am 20. März, Sia Korthaus mit „Im Kreise der Bekloppten“ am 3. April, Jakob Friedrich mit „I schaff mehr wie du!“ am 17. April und Frederic Hormuth mit „War was?“ am 1. Mai. Weitere Informationen unter www.diekultourmacher.de im Internet.