

Calw. Die Stadt Calw feiert dieses Jahr ihr 950jähriges Bestehen. Sie ist bekannt unter anderem für den Literatur-Nobelpreisträger Hermann Hesse, eine sehr gut erhaltene historische Altstadt mit vielen Fachwerk-Häusern und auch als Standort des Kommandos Spezialkräfte (KSK). Oberbürgermeister Florian Klein geht im Stadtgespräch Böblingen auf die Geschichte und das Festprogramm ein.
Wie beschreiben Sie die Lage der Stadt?
Florian Kling: „Bei uns fängt der Schwarzwald an. Wir liegen topografisch direkt an der Grenze zwischen Gäu und Schwarzwald. Auf den westlichen Bergen fangen die Tannenwälder an mit ihren vielen Wanderrouten und Mountainbike-Touren. In die andere Richtung fängt das Gäu an mit seinen Heckenlandschaften. Wir haben 25 000 Einwohner, wobei das vor allem durch die Eingemeindungen kommt, denn das Städtchen am Fluss Nagold liegt in einem tiefen Tal und kann sich nicht ausdehnen.“
Die Altstadt mit ihren vielen Fachwerkhäusern zeigt, dass die Stadt wohlhabend war. Woher kam der Reichtum?
Florian Kling: „Calw ist als Zentrum des Handels und der Wirtschaft berühmt. Deshalb haben wir auch heute noch die wunderschöne Altstadt. Wir waren einst die reichste Stadt des Königreichs Württemberg. Es gab einen reichen Holzhandel, Amsterdam steht beispielsweise auf Pfählen aus Calw. Am Fluss entlang hat sich der Tuchhandel entwickelt, Leder wurde gegerbt. Die Mode- und Bekleidungsindustrie die bis nach Florenz ihre Güter exportiert hat. Das hat den Reichtum gebracht. Calw wurde zum letzten Mal im 17. Jahrhundert zerstört. Nach dem 30jährigen Krieg wurde die Stadt neu aufgebaut. Wir haben 160 Kulturdenkmale in der Stadt.“
Und die werden bald per Bahn an die Region Böblingen/Sindelfingen angeschlossen. . .
Florian Kling: „Darauf freuen wir uns sehr. Vor 15 Jahren wurde die Württembergische Schwarzwaldbahn gegründet. Die sollte den Schwarzwald erschließen. Das war immer die größte Herausforderung, wie man dorthin kommt. Damit hat man Calw an die Region angeschlossen. Später sind die Menschen auf das Auto umgestiegen und die Bahn wurde stillgelegt. Jetzt soll die Bahn zum Jahreswechsel reaktiviert werden als Hesse-Bahn, bekannt nach dem größten Sohn unserer Stadt, dem Schriftsteller und Literatur-Nobelpreisträger Hermann Hesse. Der hat seine Heimatstadt übrigens in allen Veröffentlichungen nie beim Namen genannt, sondern sie immer als Gerbersau bezeichnet.“
Wie feiern Sie dieses Jahr den 950. Geburtstag der Stadt?
Florian Kling: „Calw ist sogar einige Jahrhundert Jahre älter. Aber im Jahr 1075 hat der Graf von Calw das Hirsauer Kloster neu gestiftet. Derzeit arbeiten wir daran, dass es Weltkulturerbe wird. Wir veranstalten das ganze Jahr Feste und Veranstaltungen. Dazu gehört auch, die Menschen mit unseren besonderen Unternehmen in Kontakt zu bringen. Wir haben einige hidden champions, die in der ganzen Welt bekannt sind. Dazu gehört Perrot, die Turmuhren produzieren. Die größte steht in Mekka mit einem 40 Meter großen Zifferblatt. Annemarie Börlind verkauft ihre Naturkosmetik mit Schwarzwaldwasser in die ganze Welt. Und wir haben auch das Kommando Spezialkräfte in der Stadt. Die beteiligen sich am Jubiläum und wir zeigen seine Geschichte in einem Museum. Auf www.calw.de steht das vollständige Programm.“
Das ganze Stadtgespräch Böblingen mit Florian Kling ist am Montagabend ab 18 Uhr bei Regio TV zu sehen und in Kürze auch auf www.szbz.de im Netz.